Freitag, 28. Dezember 2012

27. fortsetzung "nirgendwo"



die tür stöhnte beim öffnen. ich öffnete die augen. sie stand vor dem bett und hielt das tablett, das sie mir hinabreichte, mir einen guten morgen wünschte. ihr augen leuchteten, als sie mich aufforderte zu essen. der katze in die schüssel, den hühnern gestreut, aber mir auf dem teller und in der tasse. da fühlte ich mich wie ein mensch. der kaffee war so schwarz und heiss, wie ich ihn mochte und die marmelade vom johannisbeerstrauch. sie war in der schürze. sie stand in der tür wie eine päpstin. war den das hausfrauliche gewand nicht den röcken der priester gleich. gewählt aus anlass und ernst und feierlich vorgeführt. ihre röcke waren gestärkt. die weisse bluse stach den buben und die schwarzen lackschuh klapperten zum schwatz. die hände schlupften nackt aus den kleidern und zeigten sich doch gerüstet, durch die runzlige braune haut, feste warme haut, die aber, als sie mich über die stirn strich, wie samt sich anfühlte. des buchhalters frau lies die tür hinter sich zufallen und ich hörte sie die treppe hinabsteigen, dann fiel unten noch eine tür, dann war es wieder still im haus. ich rückte das kissen und trank kaffee, as einen bissen und so fort. kaum war ich fertig, hörte ich von draussen einen pfiff. wer will mich den da ans Fenster pfeifen, fragte ich mich und schlug die decke zurück. unten stand aber keiner, so blickte ich die strasse hinunter und sah den pfeifer noch so weit entfernt, das man ihm keine absicht unterstellen konnte. da hob er den kopf, blickte aber nicht zu mir hinauf. er war schnellen schrittes unterwegs und stand schon vor dem haus. ich hörte das gartentor gehen. jetzt wird er wohl läuten, aber ich hörte nichts mehr. wahrscheinlich war ihm geöffnet worden oder er hatte einen schlüssel. vorhin, als er gerade aufblickte, nur kurz, glaubte ich einen schwarzen vor den augen zu haben. ich dachte aber nicht, was macht der schwarze hier, nein, ich war eher verwundert, überhaupt jemanden hier heraufkommen zu sehen. ich war über die nacht so aus der welt gekommen, das mir die gute frau das einzige war, das ich neben dem buchhalter hier glaubte zu gesicht zu bekommen. doch ich fühlte mich kaum gestört vom besucher, ich war sogar geneigt hinab zu gehen, um nachzusehen. ich goss wasser in die schüssel und wusch mich. meine kleider fand ich gesäubert am stuhl. ich kleidete mich und bemerkte, das ich ein frisches hemd anhatte. ich öffnet das fenster und der tag war bereit sich feierlich ohne eile auszubreiten, wobei er schon etwas von der hitze merken liess, die er für den nachmittag bereithielt. da ich hier nichts mehr zu verrichten hatte, wollte ich nach unten gehen und anklopfen. das tat ich. als ich mich niemand hereinbat, ich aber jemanden auf und ab gehen hörte und auch die frau am lachen war, dachte ich, das es schon recht ist hineinzugehen. ich öffnete die tür und hielt sie noch an der klinke, als ich hineinschaute. der auf und ab ging war tatsächlich schwarz und splitternackt. die frau sass gefesselt im sessel und blinzelte, als würde sie in sonne schauen. sie nickte mir nur kurz zu, um mir zu verstehen zu geben, das alles in ordnung wäre, dann nocheinmal, da ihr eingefallen war, das mir unmöglich ihr kurzes nicken genügen würde, das seltsame treiben als normal anzusehen, und so sagte sie dann schliesslich, auch nur kurz gehalten, sie blickte nämlich hauptsächlich auf den nackten, "schau an, schau an", was ich aber nicht unmissverständlich auffassen konnte. meinte sie mich in meiner neugier oder forderte sie mich auf, mit ihr dem schauspiel zugetan zu sein. ich konnte das nicht entscheiden, war aber jetzt schon längst anwesend und beteiligt. "was macht er", fragte ich dumm. "er geht auf und ab, um sich zu zeigen" sagte sie, "und nach einer weile, wird er wie wild tanzen." als das geschah schwanden mir fast die sinne. alle brünstigen hirsche des waldes konnten das nicht auf die bühne bringen, das der schwarze da mit wilden sprüngen über die dielen vollbrachte. sie war wirklich gefesselt und ich traute mich nicht sie loszubinden. inzwischen waren die tanzschritte gemäßigt und er wog die hüften ganz sanft. es lag ein wohlklang in der luft und als es dahinein flatterte, da war es bubi, der gelbe kanari des buchhalters, der einen ausflug durchs zimmer machte und auf er schulter des schwarzen landete. er blieb sitzen und begleitet das auf und ab mit gelegentlichen lauten rufen, die wie heiseren worte klangen, "neger", rief er, "neger". der schwarze lachte darüber und gab bubi ein küsschen. draussen ging die eingangstür und der schlüssel schepperte in der schale vor der garderobe. der buchhalter war zurückgekommen und legte ab, bevor er ins zimmer trat. "na, was ist denn hier?", tat er überrascht, augenzwinkernd, "es wird getanzt, na denn, werd ich mal die mandoline holen. "nein" schrien seine frau und er der schwarze zugleich, als hätten sie eine drohung gehört. er trat zu seiner frau und fragte, "darf ich dich entbinden?", und nachdem er ihr die fesseln gelöst hatte, war der schwarze auch schon in die kleider geschlüpft und begrüßte nun den buchhalter anständig mit handschlag. bubi war wieder auf die schrankkante zurückgekehrt und schimpfte von oben. und wie es weiterging, na ja, die männer gingen in den garten und die gute frau kündigte das mittagsmahl an.    

Samstag, 1. Dezember 2012

26. fortsetzung "nirgendwo"



mir flatterte ein vogel voran, ein buntes tier, ein buntes band schleppte er hinterher. ich eile und tatsche und quatsche. die pfützten schrien laut. da an der buche hat lieschen ihr haar geflochten, dort an der buche starb ein mann. kein räuber fand sein geld. da liegt es noch im laub. das glöckchen klingelt im wind. "wohnst du nicht in der mutter schoss." "was willst du von mir?" da war der bunte vogel hinweg. es krächzte der rabe hoch oben. "ich lass dich nicht weg, mein armes kind. ich fahr dich nur durch die nacht. ich bin so müde. ich schreie nach dir." "mutter, die flut!" "ich sorge mich schon das ganze jahr." die räder jammern unter'm gefederten wagen. "ach mutter, wie ist es doch nacht." "ich weiss mein kind, ich geb auf dich acht." es regnete eckern, nadeln und zapfen. da liegt der kalte spiegel schon und will nicht zerspringen. da bin ich nicht mehr kind. die mutter ist fort. ich sehe nichts mehr. äste brechen. "bleib stehen!" raunt es. der mond taucht auf und scheint. er zieht einen wolkenschleier über und verblasst. er blinzelt. ich stehe unter hohen bäumen. hinter mir in stiller runde, bedenkenvolle gesten alter männer, mit stöcken in die erde geritzt, ein krikeln, schreiben, einer ritzt ein herz. die mutterlosen greise rasseln trocknes brot. da hat ein baum sich flachgelegt und bietet seine wurzeln an als höhle. da steht doch einer nahe dran. ich grusele. ja, da steht er, nahe am baum. ich sehe seine bleichen langen hände neben sich gehängt. die fingerglieder, wie gesprungene hirsche, krümmen sich, im flug übers wasser. wo ist er hergekommen. er schaut so ruhig, so ruhig wie eben der see, der sich nicht kräuseln wollte unter'm silbernen licht. einen hut trägt er und langes haar. ich kann ihn nicht rufen. wir stehen, ich zaudere. "geh, geh zu ihm hin." nach einer weile will ich ihn berühren. die stacheln am kinn, wie ein igelschwein und eine feuchte lippe. da fallen lichter von den bäumen. die würmchen leuchten statt der sonne. der alte pilz hat eine glatte haut unter seinem dach. es summt ein ton, ein rauschen, dort ein knistern. der wald ist einig und die furcht geht mit der nassen decke heim.

Samstag, 24. November 2012

25. fortsetzung "nirgendwo"


das erste was ich sah, waren die oberleitungen der strassenbahn, über die ich weit oben dahinflog. ich stürzte volle lust in die tiefe und jauchzte, als ich nahe der drähte die richtung bestimmte und ihnen folgte. es fuhr sogar eine nachtbahn nach dem wald. die bahn verbarg sich am ende der fahrt zwischen den wällen und bog in die schleife. sie kehrte um. ich zog mir die decke über den kopf und versuchte wieder in die luft zu kommen. aber ich konnte gerade  vermeiden den boden zu berühren, so war mir das treten bald zu blöd und ich nahm platz. lag es an der bettdecke oder war ich zu unentschieden. hier in der kammer, sie hatten mich nicht gehen lassen und ich hatte ihnen nichts von meinen gesichten mitgeteilt, hier in der kammer, sie meinten wohl mich behüten zu müssen, hier in der kammer stand eine blume am fenster. ich streichelte sie und ein blatt fiel aus der blüte zu boden. ich dachte schon, ich hätte mich in den finger gestochen. aber es funkelte. das blinken war bestimmt von weitem zu sehen, so hell schien es in der kammer, die mit ihrem dach, wie ein kleines zwergenhaus aus dem dach herausragte. ich war mir nicht mehr sicher, dass ich es bald schaffte, die zwänge zu beenden, die mich hinderten. ich war aber aufgefordert. immer wieder taten sich risse auf, durch die etwas helles, funkelndes hineinwuchs, so als würde der himmel heranwachsen. alle sterne ziehen mich an. bin ich denn eine dumme motte, die gegen die lampe stößt und krach macht. nein, auf keinen fall. so wohl mir auch ist, und der buchhalter und seine frau meinten es wirklich gut mit mir, ich lag kaum in den weichen federn, da ratterte der zug schon herein, die pferde wiehern und schlagen die hufe. ich öffne die stallungen, der zug fällt vom gleis, aus der ritterburg fliegt der rabe heran und landet auf meinem rücken. ich spüre seine krallen durch das dünne hemd. komm mit. und wenn die kammer morgen leer wäre. er wird es verstehen. wo war ich gescheitert, was musste ich tuen um wieder an die endstation zu kommen, in den nahen wald. ich stellte mich ans offene fenster. wieder fiel ein blatt. diesmal wehte es von draussen herein. dann peitschte eine böe einen nahen zweig gegen den fensterflügel. das glas hielt stand, aber das fenster schlug zu. ich stellte den sturmhaken fest. die flügel schepperten. unter mir lag ein schwarzer garten, ganz dunkel dort und still, und auch hier oben über dem dach begann das schweigen. bedächtiges kopfnicken beim wetterhahn. ein hand voll goldstücke. ein paar zähne erschreckten mich. das war alles, in der schublade. nun war ich zu schwer zum fliegen. also lies ich das gold beim gebiss und stellte mich wieder auf. da hob sich der stoff meines hemdchen, ohne das ein wind ging und zog sich über meinen kopf. das kam mir bekannt vor, nur das ich diesmal in der klemme steckte. der rabe hatte einen kräftigen schnabel. und bald waren da noch ein paar rabenvögel, die an mir zupften, jedenfalls hatten sie mich frei und so stand ich nackt. erst spürte ich mich noch durch die kühle, dann verlor ich mich und musste mich suchen. ich stand immer noch an gleicher stelle, aber zugleich lief ich durchs zimmer, sah nach, ob noch mehr vögel sich versteckt hielten. ja, viele, und zu meiner ueberrachung nicht nur raben. da waren ganz bunte darunter. und junge, gerade flügge gewordene. nur der nackte knabe am fenster wollte nicht davonfliegen. er stand dort noch, als die mutter hereinkam und ihn wieder ins bett brachte.

Dienstag, 20. November 2012

24. fortsetzung "nirgendwo"


nachdem die eingangstür des cafe rübenacker den schwall unterbrach, weil sie schließlich schloß, war ruhe. ich versuchte mich umzuschauen. es war früher abend und nebel hatte alles verschluckt. ein paar helle kugeln, die im nebel steckengeblieben waren strahlten, gaben vor, das es dort wahrscheinlich eine strasse gab. es war ein feldweg, erkannte ich, als ich auf den boden sah. am offenen feld war ich schon vorbei, als die andeutung eines hauses in den blick kam, der 
das haus folgte und bald ein nächstes. felder schafften wieder ein lücke. da es zu keiner häufung von häusern mehr kam, glaubte ich, bald im unbewohnten zu verschwinden. da ging ein fenster auf und jemand schien etwas hinauszuschütten. ich stand wohl gerade unter einer lampe, denn ich wurde erkannt und gerufen. "jungchen, woher kommst du denn, willst du zu mir, na warte, ich schließ dir auf." mein gott, zufall, der buchhalter war es, hier weit draussen in der einöde und ausgerechnet, als ich unter die lampe trete, geht das fenster auf. er war schon bei mir, hielt die pfanne in der hand, die er eben aus dem fenster gekippt hatte. "na ja. kann passieren. sollte nicht, aber kann." irgendetwas schien ihm angebrannt zu sein, so wie es roch. "die schönen nüsse." er bat mich hinein und öffnete die tür zum wohnzimmer. "geh schon mal vor, bringe nur die pfanne in die küche." ich zögerte ein wenig beim hineingehen. ich schob die tür um die angel und schaute in die stube. gleich sah ich, das im sessel eine frau saß, die sich mir zuwandte und freundlich bat, doch platz zu nehmen. ich versank im sofa und rückte an den rand, wo ich mehr halt spürte. "nicht so unbequem, mein junge", hörte ich den buchhalter als er hereinkam. "kannst ruhig bequem sitzen." ich gab auf und lehnte mich zurück. "sind leider angebrannt", sagte er zu seiner frau, die tadelnd den kopf schüttelte, aber gleichzeitig schmunzelte. da er mich nicht ausfragte, redete ich von selbst, das ich im cafe war, und nicht gewusst hätte, und in den wald wolle, des friedens wegen. "so, so, in den wald." er sah mich prüfend an, "nachts also in den wald. da geht unsereiner nicht hinein, nachts. nun also, wollen wir erst mal sehen, was da auf dem tisch steht." er meinte wohl den kuchen, der im gelände der kaffeetassen herausragte und gepudert bereitstand. "dann wollen wir mal." er wies mir einen platz am tisch zu und setzte sich. seine frau hatte sich erhoben und kam, bevor sie sich setzte, den kaffee einzugiessen und den kuchen zu verteilen. da war der tisch nicht mehr da. der ganze raum war geräumt und stattdessen stand dort ein grosser kasten mit einer abdeckung, einer verglasten haube, hinter der ein kopf aus dem grund ragte und entsetzliches geschah. erst als ich nach dem körper suchte, begriff ich, das es den schon nicht mehr gab. er war weggefräst, ohne das blut floss. die vorrichtung dazu, war nicht zu durchschauen und blieb verborgen. nur der kopf war geblieben und lebte, schaute mich an. ich blickte in die augen, die traurig mit der gewissheit zu verschwinden, mich anflehten. "ich werde jetzt das letzte mal zu dir sprechen" sagte sie vor ihrem verschwinden, das unaufhaltbar war. es war ja nur noch der kopf als zeuge vorhanden und bevor er erneut sprechen konnte, löste er sich zeile um zeile zu spänen, die sich auf den boden sammelten. der mund  war nun weg. bestürzt sah ich wieder die augen. nur noch die augen. "wohl nichts gegessen" hörte ich leise. sie beugten sich über mich. ich kam zu mir und der buchhalter half mir hoch, hielt den stuhl, auf den er mich setzte, an der lehne fest, als sie mich etwas kaffee nippen lies.     

Mittwoch, 14. November 2012

23. fortsetzung "nirgendwo"


"geh nicht über'n rübenacker" hatten sie noch hinterhergerufen, die lachende bande. ich knallte die tür zu und schrie: "arschlöcher". da ging die tür wieder auf. er hatte das glas in der hand und ich stand noch auf der stufe. seine nasse stirn neigte sich unweigerlich zu mir hin und stiess mir eine sanfte kopfnuss. "du sollst nicht auf den rübenacker", er lachte und prustete mir ins gesicht. er konnte sich kaum einkriegen, "du sollst nicht auf den rübenacker" sang er jetzt ein paar mal, ohne einen refrain zu finden. "weil...", unterbrach er sich, "weil dort die rüben wachsen. verstehst du? die rüben wachsen dir in den arsch, sind so heimtückisch und wachsen dir nachts in den arsch, hat sie gesagt!" und er zeigte dabei zurück ins cafe. "sie hat gesagt, du wirst schon sehen, was du davon hast. du solltest lieber hier bleiben und mit deiner rübe spielen, aber wenn du schon rauswillst in den wald, sagt sie...". die tür schepperte, weil drinnen jemand sie in die falsche richtung drückte, statt sie zu öffnen. "geschafft", sie steht im rahmen und ihre oberweite scheint noch üppiger als vorher, "verflixte tür". sie schubst den kerl zur seite und hängt sich an mich. "komm, sei nicht so, was macht den das rübchen, bist du mein kleiner rübenacker?, rübenkacker, war einmal auf dem rübenacker, da sass ein fetter rübenkacker, der vögelt dich von hinten und malt es dann mit tinten. die rübe ..., sag mal, was soll das denn?" sie tritt den fetten sack in den hintern. "pinkle woanders! ich will den süssen überreden und du alte sau...". sie klotzt mich an wie eine mondlaterne, sehr erleuchtet, besonders die nase. liegt daran, das ich sie beinahe im auge habe. sie drückt mir einen schmatzer irgendwo zwischen ohr und mund. dann fummelt sie sich eine zigarette aus der tasche, klackt mit dem feuerzeug und atmet ernüchtert eine wolke ein. "ich seh schon", sagt sie melancholisch, "du hast was besseres vor, ist dir wohl zu laut hier, bist ja ganz bleich, mein süsser" und kneift mir in die backe, bläst mir die wolke ins gesicht und lässt mich stehen.



Donnerstag, 8. November 2012

22. fortsetzung "nirgendwo"


nachts aus dem cafe in den wald gelaufen. ich habe mich ins laub gelegt. da plötzlich eine galoppade. hirsche. vom hügel sieht man das brennende haus. das gelächter hat die gardinen angezündet. sprengstoff zerfetzt die fassade. oberst und unterst klauten das geld. mann und weib krochen in die kleider zurück. die hirsche machten kehrt. der boden bebt nicht mehr. wo war nur die schöne liebe geblieben. verabredungen, meine güte, waren das momente. die kältesten hände gewärmt. zitternd im nebel gestanden. liebesglut. in die augen geschaut. grosse augäpfel gesehen. so glänzend und strahlend. und jetzt trübe aussichten. bleibe die nacht im wald und sehe mir die sache morgen bei licht an. ich krieche unter den mantel und rieche pflanzen und erde. die erde fühlt sich fett an. ich zerreibe sie zwischen den fingern. das mondlicht fällt auf den blauschwarzen käfer. er trägt seine hörner übers moos und kribbelt. er nimmt mich nicht wahr. ich bin ihm zu groß.  

Samstag, 27. Oktober 2012

21. fortsetzung "nirgendwo"


"da sind wir", sagt sie. "die nacht ist morgen. das ist der nachmittag. hier sind gern leute. essen jetzt torte, ja sahne, ja, in dem cafe, sind schon drinn, biste drinn?" "bin drinn" "von der süßen drei tellerchen und grosse tassen!" "wir wollens treiben", legt ihren busen auf den tisch, häkelt mit den kleinen fingern, küsst in die luft. man, da kommt man ins schwitzen. die liegen schon übereinander. altrosa vorhänge über'n arsch. schmeckt salzstangig. "noch'n bitteren, ja noch einen, mit etwas süßer sahne!" "waren das die schönen von gestern?" hockt unterm tisch und schwabbelt, saugt lippen und bläst die backen, bläst die tüte auf, wo die brötchen drin waren. die fenster scheppern. sehe eine tuba. geige kommt rein. fiedelt. sind zu dritt. nein zu viert. da spricht der fremde schnalzend. die tuba hinter den scheiben schwitzt. "nagelt die tür zu und heizt den ofen." weberknechte sind so schlank. ich will die kirschen, die gibt sie mir und hüpft. die geige hüpft mit einer schulter rum. auf und ab. die nackten reiben sich den leib. das grinsen steckt in weggeworfenen socken, die das hündchen durch das zimmer trägt, wauu wuff, steht auf den beinchen und tröpfelt unterm bauch. bin zum sitzen gekommen. draußen funkelt der garten, weil kristalle aus der erde wachsen. der tanz der nackten treibt ein endlos loch durch heisse stubenluft. schwänzelnd, schwabbelnd, immer kreisend, niemals endend. die schlanken weberknechte zittern schneller. 

Montag, 15. Oktober 2012

20. fortsetzung "nirgendwo"


als mir ihr herz vor die füße fiel, war ich entsetzt. ich bückte mich, um es aufzuheben und ihr wieder in die brust zu stecken. als ich einmal den kopf verloren hatte, habe ich ihn auch schnell wieder aufgesetzt. ich griff nach dem herzen und hielt es schon in der hand, doch sie hatte mir den rücken zugewandt. ich hatte sie erst vor ein paar augenblicken kennengelernt, als ich aus dem park kam, und sie auf der strasse vor mir stand. "ich bin herzlos" hatte sie gesagt und mir das herz vor die füße geworfen. ich tippe sie mit der freien hand auf die schulter, "sie können garnicht herzlos sein." "doch" sagt sie und sieht mir ins gesicht "ich bin herzlos." "es ist taktlos von ihnen, mich so zu erschrecken, fürchterlich, und ich sage es ihnen nocheinmal, sie können auf keinen fall herzlos bleiben. hier, nehmen sie es zurück."  sie ziert sich. "ich verstehe ohnehin nicht, wie sie noch mit mir reden können, so herzlos, wie sie sind." sie zog einen schmollmund und erwiderte schnippisch "na schön, wenn sie es nicht wollen, dann geben sie es wieder her", griff ihr herz aus meiner hand und steckte es blitzschnell unter die bluse. "falsche seite" sagte ich. "wieso" sie blickte in ihre bluse "ach so, dann da hinüber" hob den finger, um es zu schelten "du dummes, dummes herz." "jetzt tragen sie ihr herz auf dem rechten fleck" bemerkte ich. "nett sie kennengelernt zu haben" sagte sie und machte anstalten zu gehen. "warten sie" ich sah sie an und sie sah wirklich gut aus, so ganz in weiss und ohne einen einzigen flecken. "wir könnten…." ja was könnten wir denn? "sie könnten mich begleiten, auch wenn sie mein herz verschmähen." bevor ich wieder damit anfing, zu erklären, das herzlosigkeit eigentlich unmöglich ist, sagte ich einfach "ja, dann begleite ich sie." wir gingen nebeneinander. ihr rock nahm einigen platz ein und so blieb sie auf abstand. 

Samstag, 13. Oktober 2012

19. fortsetzung "nirgendwo"



das becken war leer. die fische weggebracht. das irresein zeigte sich nicht mehr. mundfaul war er aber geblieben.  fragen blieben unbeantwortet. als ich fragte, was es bedeutet "hund spricht", sagte er gedehnt "huuund". wer ihn in den sack gesteckt hat sagte er nicht. er hatte die kleidung zurück und wollte nicht mehr gefragt werden. er ging. auf dem weg zurück zur buchhaltung schepperte der kantinenwagen vorbei. sie kochen also noch kaffee. aus den büros drangen aber keine geräusche. der geschlitzte rocksaum war beinahe um die ecke, als der wagen anhielt. die frau wandte sich zu mir um. "sie können auch bestellen" sagte sie. "ich bring es dann vorbei". "danke, aber ich weiss nicht, wie lange ich bleibe". "das macht nichts. ich sehe es ja, wenn das frühstück stehen bleibt". "das ist fein, dann in die buchhaltung, bitte". "steht schon da". "woher wussten sie denn…" "hund spricht, stand an der tür". sie lacht. "der hausmeister schreibt immer blödsinn, aber ich weiss bescheid. wenn sie wegziehen, wird er es abwischen". "hund spricht", wiederholte sie, lachte und bog um die ecke. ich fand das frühstück und eine nachricht auf dem tisch. der buchhalter hatte etwas abgeholt und mir mitgeteilt, das er zur gleichen zeit täglich im stadtpark unterwegs sei. es waren noch ein paar stunden. die zeit bis dahin vertrödelte ich. ich saß auf dem tresen und krokelte beiläufig in der blumenerde. demnächst mal giessen. zur zeit kein wasser. bin auf dem trockenen. in der sandigen wüste. bei den palmen. vom himmel regnet es. auf die tragflächen. pass auf, du schmierst ab. er riss die nase hoch. das soll der park sein. ist aber klein. ich halte den nassen finger hoch. da lang. wirf eine münze. gibt es nicht. dann nimm die karte. sieh hin. hoppledipoppel. noch an den gärten vorbei. nein. dann halt wieder zurück. da ist die kirche. gibt mehrere. verdammt. fluch nicht. frag doch. "wo, bitte, ist der stadtpark" ich stand schon in der tür. ich stürzte hinaus und fiel. ein ruck und ich baumelte. den rest verschlief ich. als ich aufwachte war es zeit. ich hüpfte leichtfüßig. fühlte mich jung. nur raus hier. an die luft mein freund, an die luft. als ich die tür aufriss, blieb ich stehen. das war, das war, als wenn ich das erste mal atmete. ich roch so vieles auf einmal. das also ist der schweiss. alles was lebt schwitzt. das hier arbeitet. es roch nach arbeit. dann roch es auch nach blättern und der wind rührte darin. auf dem weg wehte parfüm zwischen den tabak. eine ledertasche. ich schlenderte zu den wegmarken. bald war ich am park. er war eingezäunt wie ein gehege. das eisentor halb geöffnet. der weg krümmte sich gleich und blieb es, hinauf. nach einer weile hatte ich den hügel mehrmals umrundet. auf der höhe war es nicht mehr hell. die bäume standen zu eng. der platz zu klein. der blick auf eine schmutzige strasse. auf den bänken saß niemand. umgekehrt gehend, bald wieder im hellen, sah ich den buchhalter sitzen. er fragt mich "wie geht's junge" "gut" ich frage besser vorsichtig, so das er nicht merkt, das ich keine ahnung habe, woher er mich kennt. ich stelle sein lob in frage. "wieso meinen sie, sie sagten, ich sei einer der besten, früher, in der firma" er antwortete zackig "immer pünktlich, brötchen geholt, sauber die striche gezogen, akkurat, mein lieber, das waren sie,mein junge, das waren sie" ich fragte nicht mehr. uns verband kein geheimnis. "werden wohl bald räumen, solange bleiben sie ruhig, geht alles mal zu ende. passen sie auf sich, mein junge". er erhob sich, und grüßte.

Freitag, 12. Oktober 2012

18. fortsetzung "nirgendwo"


in der lade der brust gelandet. kein ort zum verweilen, habe nichts zu teilen. wie kann ich mit dir sprechen. ich zittere am leib. er hält mich fest. ich bin nicht frei. kann nicht gehen. muss verweilen. schaffe es nicht mich zu regen. muss schlafen mich legen. die mutter wiegt ihr kind. sollte fressen verschimmeltes brot aus dem spind. unter den dielen die kohlen. die fenster vereist. der vater übers meer geflogen. er heult irgendwo. an meinen ohren hat meine hand sich verkrochen. die andere hat nach pippi gerochen. die maikäfer fliegen. sie werden nicht siegen. es brennt das land. ich hab's nicht gesehen. hier brennt der ofen. was wird bald geschehen. der ofen ist heiss. das wasser, der schluck verdampft. ein kleine perle vertanzt. wie sie über herdplatte hüpft und zischt. dabei habe ich mir das schwänzchen verbrannt. bin gleich fortgerannt. wer will mich beschützen. es wird garnichts nützen. das heimlichen weinen, hinter der ecke. die ersten verstecke. liege fein in den büschen. erde wird der liebe geruch. erde und holz. ich schabe die rinde. die nackten stöcke liegen bleich. umgrenzen mein reich. er drückt mich wie meine mutter. er hat keine milch nur schweiss. ich kauere in verbotenen knochen. werde wieder verschwinden unter der haut. kein laut wird es klagen, wenn ich mich ergebe. und in die schwarze kammer geschickt. stehe im dunkeln und bete. die perlen rutschen durch die finger. ich zähle die jünger und rufe die mutter. kann sie nicht finden. es jammern die sünden. nachdem ich mich sehne, dem lieben gott. er streichelt mir die haare. er legt mir die hand vor die augen und spricht. "ich hatte im flusse geangelt. da schwamm unter den fischen ein kleid. ich zog die hand. sie war kalt. das war eine schöne." dann schwieg er. trauernd aus dem wald das moos geholt. hat nicht geholfen. der schrei verhallt. das echo wird zur beute fremder ohren. es fahren wieder kähne. ich bin verloren. doch sorge hält mich. der schoss wird stätte freier wahl. ich muss nur wollen. herz begehren. die schwere brust will ich verwehren. nicht mehr in dunkle gruben fallen. die art der zweige kennen, die darüber liegen. wie wär's wenn herzen flammen und erscheinen. die heimstatt wär entzückend. das herz bleibt in der welt. solch eine hütte möchte ich erbitten. das rote dach schmückt sie im grünen. die hand wird warm. die brust ertönt. der tag bricht an. komm lass uns gehen. er lässt mich aus den armen los. in kleidern gleichen wir uns schon. die halle ist nun tageshell. das wasser fliesst mit einer welle fort, die fische in das meer zu bringen. es zeigt sich fester boden. gesang erreicht die hohen kuppeln. und füllt den raum mit frischen klängen.    

Donnerstag, 11. Oktober 2012

17. fortsetzung "nirgendwo"


der sack war ihm über die arme gerutscht. er sah mich an und grinste mit hochgezogener lippe, die unterlippe über die zähne gespannt. die nase juckte ihn. da er die hände nicht gebrauchen konnte, zog er luft hinein. er zog die luft hechelnd in die nasenlöcher. die lippen verschoben sich gegeneinander.der unterkiefer wanderte hin und her. er nieste. er versuchte seine arme zu befreien. solange ihm das nicht gelang zappelte er und wand sich. endlich rutsche der sack hinunter, lag ihm auf den füssen und fesselte die beine. beim gehen kam er ins straucheln. das erste mal hörte ich ihn etwas sagen. er brummte und brabbelte. schliesslich gelang es ihm den sack abzuschütteln. im schlafanzug schlurfte er durch das wasser zu den stufen. er stieg hinaus und stand wieder tropfnass auf den fliesen. er schien unentschlossen. er schnaubte. von einem moment an war er wie toll. er hüpfte den hampelmann, schlug sich auf das gesäß, das es krachte, schlug sich auf den bauch, johlte, zauste die haare und rubbelte den kopf. mal stand er still. dann blubberte er durch die lippen. darauf sprang er wieder hin und her. er stütze die arme auf die oberschenkel, breitbeinig in der hocke. er stampfte hockend, bein um bein versetzt, heran. er schwoll an und platzte aus dem anzug. er rupfte sich die fetzen vom leib. er drückte mich an sich und herzte mich. er umkreiste mich und stieg mir von hinten über den rücken. ich war zu boden gedrückt und er hockte über mir. seine hoden hingen mir an den ohren und sein schwanz hing wie ein elefantenrüssel von meiner stirn. er stieg über mich hinweg, lies dabei einen hasen auf meinem kopf zurück. der kaute meine haare  und koetelte mir in den nacken. ich griff ihn mir, warf ihn auf den boden und jagte ihn davon. der nackte schrie, er schrie in den raum und spritze. seine milch verteilte sich im becken. er kam zurück, zeigte sich, griff sich an den hoden und nahm ein ei heraus. er hielt es auf der hand und zeigte es mir, dann pflanzte er es wieder ein und lachte. er schlug sich klatschend auf den bauch. er sah mich an, zog die stirn in falten, und lachte wieder schallend. er griff mit beiden händen an die brust und riss sie auseinander. dahinter öffnete sich ein tabernakel und blieb weit offen. er fasste mich unter die arme und hob mich auf. er fasste mich so, das er mich in der waagerechten hielt. mit dem kopf voran tauchte ich durch den tabernakel in den schwarzen raum und verschwand. ein vorhang öffnete sich, und ich landete in einem vogelkäfig unter papageien, die aufgeregt redeten, "fliegemann, fliegemann". einer fragte im stimmbruch, "wo wohnst du, wer bist du". vor dem käfig standen leute und verteilten futter. mich beachteten sie nicht. dann hörte ich eine stimme ganz nah an meinem ohr. "du", "du, du" sagte er, prustete wasser in mein gesicht. er nahm mich hoch, zog mich auf seinen schoss und summte ein lied. 

Mittwoch, 10. Oktober 2012

16. fortsetzung "nirgendwo"


ich kroch aus den decken und griff mit den fingern nach der kante der fensternische. ich lugte über den rand und wollte hinaussehen. ich legte die arme bequem auf den sims und schaute zum mond hinauf, der rund war und hell. der schattenmann war dabei schattenvögel zu verscheuchen. sie flatterten und stürzten von der scheibe. er hörte nicht auf herumzufuchteln. dann hörte er auf und war nicht mehr zu sehen. dann sah ich ihn wieder. ich rief hinauf, "ich bin ein schlanker junge, meine brust ist unbehaart. du, ein alter schwarzer mann. bleib du da oben". ich hielt meine wange in den mondschein und summte ein lied. ich lies mir den hintern küssen. ich sang vom kraulen und vom kramen, in heimeligen ecken, vom verstecken, sang ich, und vom kosen. der schattenmann rührte sich nicht mehr. in der ferne klangen echos, wie ein ein lustgestöhne. igel schnaubten. die katze machte buckel und hieb mit der kralle. im wandschrank knarrte es. ich sank zurück aufs bettenlager. nun schabte es an der tür. ich schlüpfte in die hose und ging nachzusehen. es war wieder still und ich setzte mich lieber. ich betrachtete die fotografie im rahmen unter der tischlampe. sie zeigte den buchhalter und seinen hund. darunter war eine widmung geschrieben. fliegen ist wille, stand da. ich hatte den buchhalter, dem ich ja nur flüchtig begegnet war, er war eilig davon und hatte mir alles so selbstverständlich übergeben, ich hatte ihn nicht näher in augenschein genommen. er hatte das sicher so gewollt. das foto berührte mich seltsam und ich erinnerte mich wieder. ich hatte nicht nur phantasiert. ich war wirklich geflogen. ich brauchte dazu nur die beine zu bewegen, wie beim laufen und hob ab, schneller tretend, wie beim fahren, und schon flog ich.  oft hatte ich es vorgeführt. immer wieder, nachdem ich es behauptet hatte. niemals war einer der zuschauer auf die idee gekommen, es gleich zu tuen. ich habe auch nie dazu aufgefordert. es genügte mir es zu können. und ich nutze jede gelegenheit abzuheben. die räume weiteten sich, wenn ich flog. den wegen am boden, den stromleitungen folgte ich nicht. ich nahm sie als linien wahr, in die ich hineinschrieb. ich stellte den rahmen zurück. draussen war irgendetwas im gange. es war direkt hinter der tür. als ich sie öffnete, stand der arm noch in der luft, ein stück kreide in der hand. vor mir stand ein wesen, in einen sack gehüllt. leib und kopf waren im sack, der darüber zugebunden war. die arme und beine kamen aus den löchern heraus. im sack steckte einer im gestreiften schlafanzug.  er war klitschnass. er tropfte als er davonlief. an meine tür hatte er in grossbuchstaben, hund spricht, geschrieben. ich folgte ihm und sah, das er auch an andere türen geschrieben hatte. seine füße klatschen auf den boden und ich hörte ihn. nach einer weile sah ich ihn unter einem türsturz stehen. er wandte mir den rücken zu und wartete. als ich schon fast bei ihm war ging er weiter. ich sah nun in den raum. da war ein wasserbecken, so gross wie ein schwimmbecken. das wasser war von lampen am boden beleuchtet. die lampen waren nicht hell. der raum blieb duster. es reichte aber aus um zu sehen, das das becken mich fischen besetzt war. nahe der lampen, sah ich karpfen , golden, rot und weiss. das wasser spritzte auf. der im sack lag im becken. er sank und stand unter wasser. er stand nahe am beckenrand und ich konnte hinuntergreifen. ich konnte ihn nicht herausziehen. erst musste der sack aufgebunden werden. ich löste das seil und öffnete ihn. über dem kopf erschienen luftperlen. er lebte und ich gab ihm einen klapps auf den schädel. er blickte endlich nach oben und sah mich an. er starrte und schnappte wie die fische. er stieß sich vom boden ab und brachte seinen kopf über wasser.     

Montag, 8. Oktober 2012

15. fortsetzung "nirgendwo"


ich legte den text, den ich auf der phönix getippt hatte, beiseite. wieder nichts. viel zu abgehoben. wieso musste ich auch mit einem handstand beginnen. das konnte ich noch nie. keinen handstand, keinen kopfstand, einen schulterstand kann ich. was mich aber noch mehr stört, sind die sprünge. erst schwärmerisch und dann ruck zuck wieder unten. passt garnicht. ich wollte mir zeit lassen. hatte ich nicht bewiesen, das ich es kann. stundenlang rumsitzen. ich hatte mich in der buchhaltung eingerichtet, aber war mit dem höhenflug gescheitert. zu kurz, nicht präzise genug. bilder wie oblaten und eine fragwürdige kumpanei mit dem wind. um da draussen zu fliegen, da reicht es nicht, wie ein huhn mit den flügeln zu flattern. ich bin mir anderseits sicher, das ich schon geflogen bin. aber das hier war eindeutig zu kurz, ein kurzstreckenflug. warum bin ich nicht eingekehrt. ich hätte mich über das dach oder einen balkon dazugesellen können, hätte mich in gesellschaft begeben. den einsamen und verträumten, hätte ich mehr aufmerksamkeit schenken können. ich kann nicht sagen, ich will lieber hier oben bleiben, das führt zu nichts. wenn ich nicht fähig bin, aus der höhe hinabzusteigen, kann ich auch nicht fliegen. es gehört zum fliegen das tempo zu drosseln, hinabzukurven, mit der geste der zuwendung die lage zu verändern, die seiten die sich der erde zu wenden zu wechseln. mit den füssen voran könnte ich abbremsen, der weite mantel als fallschirm nutzen. dann richtete ich meine kleidung, das wirre haar, oder es ist mir egal und stürze so unter die leute, die mich kurz bemerken, den kopf schütteln oder freundlich grüßen, vielleicht auch garnichts tuen. der gedanke unter leute zu gehen beschäftigt mich, und ich frage mich, ob es daran liegt, das ich von der vergangenheit des raumes, von der buchhaltung, dazu angeregt werde. legt man die bilder übereinander und bewegt sie mit dem daumen, läuft der film ab. ich sollte die finger von der schreibmaschine lassen und lieber damit fortfahren mich geduldig und gründlich, habe ich das nicht vorgehabt?, durch den raum zu bewegen, um ihn zu entlarven, zu beweisen, das alles nur theaterkulissen sind. warum war der buchhalter nach hause gegangen, wieso nannte er mich einen ihrer besten, wo war ich gewesen, was hatte ich getan. das denken des gedankens stoppt plötzlich und die ahnung, die ich hatte, verschwindet. um sie zurückzugewinnen schliesse ich den raum und lösche das licht. in der dunkelheit kommt sie vielleicht wieder. oder morgen im hellen.

Samstag, 6. Oktober 2012

14. fortsetzung "nirgendwo"



als ich einen handstand machte und keinen schwindel empfand, hoch über der stadt, hatte ich lust zu laufen. die beine trugen mich voran und ich beschleunigte im wind, der mich einhüllte und kraft verlieh, so das ich schon das gefühl hatte zu fliegen. ich liess los. unter mir lag die stadt, die sich schmückte, indem sie ihre lichter brennen lies. ich dachte, wenn das so einfach ist, warum belasse ich es nicht dabei. von hier oben schaut alles prächtig aus und ich habe nichts weiter zu tuen, als in den wind zu dringen, vielleicht zu singen, wenn er singt. ich hör ihn nicht, nein. er ist leise, als ich ihn hörte, da war das, als ich unten über eine wiese ging. die bäume fauchten oder er, es ist mir nicht ganz klar geworden, wer da jaulte. ich bin ganz still und fauche nicht, er ist es auch. so ist es friedlich, wenn ich über dächer fliege und mir den weg nach unten noch nicht wähle, genügsam brauche ich keine kurzweil. ich gönne mir lieber eine lange weile nichts als fliegen. ach ist das schön. die lichter die aus kammern, zimmern, sälen leuchten, sind schüchtern, bleiben wo sie leuchten, wabern zwar ein wenig aus den scheiben, doch bleiben sie und leuchten ihren gästen. dort kämmt ein mädchen lang ihr haar. da löffelt einer heisse suppe. ein alter mann mit weissen haaren sinnt. er fasst die strähnen, streicht hindurch und fragt dabei, was ihm noch bleibt. ich möchte ihm die furcht vertreiben, aber trotzdem auch hier oben bleiben. ich sehe, es hat ihn schon sein hund getröstet. er hat ihm seine pfote sanft aufs knie gelegt. in grossen sälen wird getanzt. es dringen kaum die klänge bis zu mir. ich tanze mit, bewege meine beine liegend, und schon fängt es bei mir an zu klingen. ich wähle eine schöne, die in der ferne, ohne mich zu ahnen, mit lust sich wiegt. die wähle ich zum sehnen aus. denn wenn mich nichts zum sehnen bringt, werde ich mich noch verfliegen. ich streife, tiefer fliegend, das blätterdach von bäumen. der wind der mich begleitet schüttelt sie. nun höre ich, wie es auf den boden prasselt. er schüttelt hier kastanien und dort nüsse. nun bin ich wieder erdenbürger. ich sammele auf und fülle mir die taschen. wer will mit mir die nüsse knacken, wem darf ich die maronen bieten? ich fülle eine tüte. rund um meinen ofen stehen leute. nein, so weit will ich doch nicht gehen. ich sehe schon, da ist ein anderer zur stelle. ich kann ganz ruhig von dannen gehen. ich nasche aus der tüte.  

Donnerstag, 4. Oktober 2012

6. "texte 1960 - 1975" : melker



melker

auf dem blauweißen gebälk der himmelsbäume 
sitze ich
melker 
steine werfend 
die tischen auf 
und durchschlagen die erde 
wurzeltief 
arabische gesänge durchpflügen die luft 
der heiße tag lässt die wurzeln tiefer fliehen 
ins erdinnere 
zu trinken von ganz heißen 
nife 
melker schreit 
wie ein stein fliegt melker 
schreit verzückt 
wie ein stein titscht melker 
die erde durchschlagend 
wie ein stein 

die himmelsbäume 
stabile festgefügte häuser 
klirren 
glas umfasst melkers glied 
glasglied 
sirren 
es schreit jetzt 
mit spitzen hellen lauten 
aus der tiefe des baumes 
und melker
die arme in die glühenden zweige hängend 
wiegt sich 
das glasglied im glasarm 
die sonne verdunkelt 
in den himmelsbäumen bricht das glas 
melker springt 
ich titsche auf 
mit melker im leib 
melker titscht auf 
mit leib und glas 
es flieht 


die straßen 
die hinausführen 
sind kalt 
der blick aus dem fenster 
löscht das truglicht 
illusion 
es scheint als sei alles kälter 
beim öffnen des fensters 
strömt die kälte hinein 
über die kalten wege geht melker 
versucht das fenster zu schließen 
in einem raum 
den er schon verlassen hat 
melker müht sich 
doch die kälte hat schon melker 
ich versuche das fenster zu schliessen 
was ich sehe erschreckt mich 
die welt lebt 
der hund bellt 
hundegebell 
der mensch bellt 
hundemensch 
die bäume bellen 
auf den ästen sitzen hunde 
mit menschen im arm 
zahn der zeit 
den holzturm in den kopf gesetzt 
hat melker sich schon lange 
im holzturm sitzt sein hirn 
ihm wird nicht bange 
den holzturm hat der holzwurm gerochen 
er ist ihm in den kopf gekrochen 
ausflug 
die fahrt nach paris 
eine übernachtung 
ein frühstück 
kostet in etwas so viel 
hunde dürfen nicht aufs zimmer 
ein haufen sägespäne 
gestern wurde der papierkorb geleert 
gegen abend 
es wirft schatten 
die sonne steht tief 
ihr da 
warum habt ihr aufgehört 
bellt weiter 
der jetzt einsetzende regen 
singt ein vertrautes lied


melker ist müde 
ich spanne noch einmal die hände um den fenstergriff 
und stemme 
dann lasse ich mich fallen 
melker schläft  
ich wache in der frühe auf 
der stein auf dem ich sitze 
wächst vor einem hohen dickstämmigen baum 
aus der sandigen erde 
so finde ich mich 
mit dem rücken an den stamm gelehnt
die arme abgespreizt
es ist frisch
inmitten der stille 
die vielsprachigkeit des windes
farben
farbwerke 
smaragdgrüne moosdecke
mauer aus sonne
die große mauer in der stadt verbirgt den himmel
die sonnenstrahlen hinterlassen zeichen 
auf der dunkelgrünen moosdecke
die mauer verbirgt den himmel 
und die  fabrikschornsteine qualmen 
die sonnenstrahlen fallen tief 
durch das blattwerk der bäume 
fallen zaghaft blaue lichter 
auf die rote moosdecke 
fallen lauter blaue lichter 
der rauch der städte 
steigt in den himmel 
der tag streckt die arme aus 
mit bergigen vielflüssigen händen berührt er 
das wasserfarbene licht berührt 
mit bergiger vielflüssiger orangefarbener fingerigkeit 


der tümpel breitet sich 
wie getrübtes 
mit den jahren alt und rissig gewordenes spiegelglas 
vor mir aus 
ich sehe hinauf 
in die baumkronen 
auf der gegenüberliegenden seite 
sie bewegen sich leicht 
ich vermisse das sanfte rascheln des laubes 
das sonst die bewegung des blattes begleitet 
und gleich einem tanz 
nach einer freien 
oder vorgeschriebenen 
komplizierten oder einfachen rhythmik 
erscheinen lässt 
selbst als die bewegungen heftiger werden 
und die baumkronen ins schwingen geraten 
sich dann grotesk gegeneinander aufbäumen 
bleibt es still

er stand auf 
und ging einige schritte 
am rand des tümpels entlang 
abdrücke seiner schuhe 
im sand hinterlassend 
dann bückte er sich 
einen kieselstein aufzuheben 
den er aus der höhe der hüfte 
mit leichter handbewegung 
in den tümpel warf 
aufschlagsgeräusch 
stille 
der stein hatte sein spiegelbild getroffen 
der zweifel in seinem gesicht 
löste sich in den kreisen 
die sich um die aufschlagsstelle 
ausbreiteten 
gleich einer stummen fortsetzung 
des geräusches 
größer wurden 
und schließlich 
verschwanden 
er warf einen neuen stein 
und wieder 
zweifel 
sich lösenden zweifel 
wieder sichtbarer zweifel 
immer neue Steine warf er 
und fand freude an seinem betrug 
bis es ihn ermüdete 
und er die hand sinken ließ 
unsichtbarer zweifel 
sichtbarer zweifel
zweifel am zweifel



die einen reden 
mit beschwichtigenden worten 
sie lieben den rauch 
der staublungen macht 
die anderen fliehen 
in den festen tag 
sie kämpfen gegen ihr leben 
kämpfen an gegen den leib 
der ihn nicht gehorcht 
und krank wird 
einige werden hin und her geworfen 
kommen in bewegung 
aber sind bald schon ohne halt 
was sich Ihnen die poren setzen will 
jagt sie 
und aus dem gehen 
dem fortschreiten 
wird angst 
irres verhalten 
mit der kraft ihrer körper 
werfen sie sich gegen die flut 
doch die fenster bleiben geöffnet 
noch lange 


melker 
hinter den pfeilern einer kirche 
während der sonntagspredigt 

eine gesunde kuh 
mit gesunder milch 
im gesunden euter 
treibt ein gesunder hüter 
durch die gesunde stadt 
vorbei an gesunden menschen 
mit gesunden gedanken 
in gesunden gehirnen 
da fällt vom dach 
der gesundmachenden kirche 
ein doppeltgesunder wetterhahn 
der doppeltgesunde wetterhahn 
fällt auf die gesunde kuh 
mit nun doppeltgesunden richterverstand 
stellt ein nun doppeltgesunder richter fest 
doppeltgesund fällt auf gesund 
gesund ist tot 
es lebe doppeltgesund 
das nun doppeltgesunde volk 
schlägt den gesunden hüter doppeltgesund 
eine doppeltgesunde kuh 
mit doppeltgesunder milch
im doppelt gesunden euter 
treibt ein...


melker 
angeekelt 
finde ich nachts 
auf dem friedhof 
vor einer vormals gesunden 
jetzt aber 
und das ist es 
was mich freundlich stimmt 
dahin dahinfaulenden milchkuh 
suckelnd am euterrest 
finde ich ihn  
ich schrieb auf 
seine tat 
die lobenswerte 


melker 
fleischbeissend 
trieb in die flucht 
seine häscher 
melker 
am grab 
eines toten soldaten 
unseren toten helden 
im ewigen gedenken 
gefallen für volk 
und vaterland 
wir haben gegraben 
nach toten soldaten 
mit eisernen spaten 
wir fanden begraben 
die toten Soldaten 
nicht 
nur ihre taten 
wir fanden begraben 
der toten soldaten 
eiserne kreuze 
heldentumsdaten 
wir rissen heraus 
die kreuze 
verfluchten 
die helden 
man fand uns 
ausruhend 
auf den gräbern


als melker aufwachte 
war justine schon in ihm 
dreitausend kubikmeter sand 
abgetragen 
einen ozean 
eingezäunt 
in brand gesteckt 
bagger 
raupenschlepper 
betoniermaschienen  
baukräne 
sersatzstücke 
eisen 
beton 
gläserner nachttopf 
bauarbeiter mit gelben hüten 
sicherheitsvorschriften 
ohne zweifel 
in melker wird gearbeitet 
er blickt aus dem eisverkrusteten fenster 
hinunter auf das kleine vordach 
des baufälligen wirtshauses 
gelbe flecken im Schnee 
er hatte nachts aus dem fenster gepisst 
plötzlicher frühling 
satte wiesen 
gelber krokus 
melker beugt sich über die sich öffnenden kelche 
und flüstert 
in mir standen die bagger still 
die arbeiter setzten die hüte ab 
melker erblickte justine

es hat ihn getroffen 
ist durchgegangen 
unruhig durch ihn hindurch gegangen 
spuren hinterlassend 
der tag schien sehr lange still zu stehen 
ist dauerte aber nur eine sekunde 
ein kurzes verharren 
eine sekunde krieg 
arme in die luft strecken 
mama schreien
eine sekunde lang 
sehnsucht 
an die Heimat 
an der heimatlichen tür stehen 
nur anzuklopfen brauchen 
ein tag verstrickt sich eine sekunde 
bleibt stehen 
scheint zeitlos 
das erblicken justines
in der großen wohnung 
die mächtigen portale meiner schlösser
die betten 
groß wie ozeane 
aber in justine
da wo meine heimat liegt 
ist der feind 
die zeit 
die zu mächtige 
zu weitmaschige 
nimmt den großen irren schrei 
nimmt die kugel 
die Sie mir 
ihm gegeben haben 
nicht an
lässt hindurch
den moment ewigkeit

der ordnung der toten dinge erliegt der mensch 
er ordnet sich gleichsam mit 
ordnet sich unter 
im zustand des totseins wird die einmal getroffene anordnung zu stabiler leere 
die schritte über den gartenweg sind die schritte des heimkehrenden 
doch schon beim öffnen des gartentors hat er das haus nie verlassen 
ist zuhause 
jedoch nicht heimgekehrt 
sein schreiten ist das stehen bleiben im einmal gesetzten punkt
da ist nichts neues 
keine erleben 
nur der gang durch das vertraute labyrinth 
die zimmer gewöhnt an gäste 
die auch nichts neues bringen 
gleichen totengruften 
staubfrei 
hindern am betreten den gutwilligen 
verlockend sind sie für jeden der kommen will feuer zu legen

ich tauche hinein 
in melker und erklimme die plattform 
von dort vermag ich die welt zu sehen und die hügelkette 
hinter der dir mein zimmer liegt 
das mir fremd geworden ist 
so verharre ich eine weile 
betrachte die bewegung geratenen bäume 
umschreite wieder den tümpel 
steine werfend 
noch bereitet es mir vergnügen 
das spiel mit dem zweifel 
während ich da stand und ins wasser blickte setzte sich eine prozession in bewegung 
und überstieg die hügel
melker hatte das zimmer betreten 

unterwegs in der stadt 
auf der suche nach einem geeigneten kompass 
geschah es 
das ich von einem windstoß umgeworfen 
mit dem kopf schwer aufschlug 
als ich nach der bewusstlosigkeit wieder aufwachte 
hatte ich mein vorhaben vergessen 
ich irre umher 
versuche den fremden straßen zu entkommen 
da treffe ich 
schon in den randgebieten der stadt angelangt 
auf ein gebäude 
das sich von den ärmlichen hütten 
der hier ansässigen 
abhebt 
es erinnert mich an die alten bankhäuser im geschäftsführungsviertel der stadt 
als ich mich im großen eingangsportal nähere 
sehe ich melker auf den stufen sitzen 
lachend zeigt er in die richtung aus der ich komme 
kompass 
ich kehre um 
diesen moment bin ich glücklich 

aber wenn da auch alles blüht 
und der morgen kraft zu haben scheint 
stimmt mich der blick 
hinab auf die stadt 
mit den geschlossenen fenstern 
traurig 

die seele des menschen sei der große wunsch 
sein brennendes verlangen 

ich betrete ein haus mit blanker fassade und vielen fenstern
ich steige barfuß die marmortreppe hinauf 
die weiße fläche brennt mir unter den füßen 
auf zehenspitzen schleiche ich weiter 
überlassen mich der automatik der bewegung 
allmählich gewinne ich an höhe 
die treppe führt an langen schummrigen gängen vorbei 
vor den türen hängen felle 
da lugt ab und zu ein kopf heraus 
teilnahmslos blickt ein rundes fleischgesicht 
anstelle der nase erhebt sich ein katzenkopf 
die katzenaugen sind geschlossen 
aus dem maul bellt es 
kaffee im obersten stockwerk 
irgendwo kracht ein schuss 
und von den wänden rinnt warme milch 
melker stürzt mir nach 
von der treppe kommt ein mit akten beladener karren herangeschossen 
er bekommt patschhändchen und schreit jämmerlich
ein elefant schreitet ruhig rosenfressend an uns vorbei 
hinab 
melker steigt höher 
die treppe wird schmal und trifft auf einen engen
sich nach oben schraubenden gang aus blanken stahl 
melker müht sich hinauf 
in den nicht sichtbaren himmel 
die stahlblauen wände rücken dichter zusammen 
melker zwängt seinen schmächtigen leib hindurch 
am ende des ganges führt ein runder schacht weiter nach oben
es riecht nach moos und pilzen 
melker stämmt sich hinauf 
über im strahlt blauer himmel 
der schrille pfiff einer lokomotive aus der ferne 
menschen begrüßen ihn
lachen 
großes hungriges fest 
melker schreit vor freude 
da stürzte er hinab 
und findet sich auf der untersten stufe des hauses liegend

und dachte ich an die sonne
erschien eine schwarze kugel 
hinter dem mond 
glotzt aus leeren augen
den mund offen 
auf die schlafende welt 
nur ich war wach
ich saß neben meinen stühlen 
lag hinter meinem bett 
weinte aus dem beschlagenen spiegel 
und drückte meine hand fest 
so daß es weh tat 
ich umarmte mich 
oh gott 
war ich stürmisch 
ich liege hinter meinem bett 
der körper bebt vor erregung 
oh ich liebe mich 
langsam weicht der schmerz aus meinen tränen 
da sehe ich hinauf 
da sehe ich ein feines netz aus licht und tränen 
die sonne bricht 
die heiße kraft ergießt sich 
die meere brodeln unter heißer blauer luft 
ein großer weißer vogel mit prachtvollen schwingen 
sinkt in den himmel
und es ist 
als wäre dies das ende 
doch schlief ich 
und es war eine müde alte sonne 
dieich sah an diesem morgen
wo draußen der tag 
die weißen hinters ohr kämmt
ich weine 
ich bin ganz ruhig 
mein tag beginnt 

man hatte ihm einen warmen Mantel gereicht er hat ihn genommen und mit dem Kopf geneckt ganz selbstverständlichen Sicherheit der genommen als wäre er fest davon überzeugt gewesen dass man ihm eines Tages eine festere Hülle über die Schultern wirft ach ich bin einsam will es ist 6:00 Uhr ist eben aufgestanden noch ist nichts zu spüren von jener heißen Sonne in seinem Tag füllen in Verlag anlassen wird von ihr vorzugehen er ist zuversichtlich denn seine Nacht war voller Tränen und sein Gesicht ist vital beeilt sich nicht seine Bewegungen sind langsam würdevoll in seiner Vorstellung atmete schon die führende Luft dienen aufnehmen wird bald Vorhänge und wir sind geschlossen er betrachtet sein Gesicht im Spiegel interessiert blickt sich scheuen die Augen zwei große Teller satte tiefe feuchte Teller darüber glüht die Sonne vom Eifer gefasst setzte seinen Schlund ihr wird die Tür öffnen und hinauszutreten die brennende Luft wird ihm den Atem verschlagen und der wird die Sonne betreten den grauen verregneten Morgen vergessen haben die Welt Schweiz nahm Mord sie liegt vor uns auf den Knien bittet uns endlich den Todesstoß zu führen der getötete Stier wird aus der Arena getragen Jubel dermaßen über die Trümmer geht Melker Lachens in den Arm schlägt Melker Granitfinger bis in die Dekra gefahrene Himmel wie frei das springt und hüpft das jauchzt das Bild wieder mit Steinen geworfen wird Straßen aufgerissene Straßen einfach hineingeschleudert werden alles hinein in den brennenden Himmel in den auf der nimmt auf und wirkt hinunter wir werden die Steine sammeln und eine neue Stadtbahn