Samstag, 29. September 2012

13. fortsetzung "nirgendwo"



obwohl ich gehört hatte, der raum soll unverschlossen bleiben, wollte ich nicht offen lassen, sondern probierte die vorhandenen schlüssel durch. ich fand einen und steckte ihn ein. ich stieg auf den tisch und hockte mich hin. ich hörte die sirene, vielleicht ein schiff? denn da schrien auch möwen. so eingerichtet, kam ich auf die idee etwas in die maschine zu tippen. papier war vorhanden. anscheinend befand sich hier die materialausgabe, denn ich fand reichlich farbbänder und anderes büromaterial. es war garnicht so einfach, erst einmal an die gedanken zu kommen, dann zur vorstellung und schliesslich zu worten und sätzen. ich schaffte eine halbe seite. ich dachte nach. wie schmerzhaft das war, als sie ging. aber daraus wird keine geschichte. das ist das ende einer geschichte. vom fenster sah ich, dass ich jetzt in eine andere richtung blickte. ich beschloss das haus zu verlassen und mich in die stadt zu begeben. ich folgte einem anderen gang, der zu dem treppenhaus im inneren führte. ich konnte nicht hinaussehen. der lichtschacht hatte glasbausteine und kleine weit oben liegende lüftungsklappen. ich ging zwei stockwerke nach unten, wieder den gleichen gang hier, bis zu einer geschwungenen weiten treppe aus marmor, die nochmals ein stockwerk hinabführte und in der schalterhalle der post endete. von da trat ich auf die strasse. ich stand auf der belebten strasse und sah auf der anderen seite eine wasserfläche. es war nicht das meer. es war ein binnenwasser, auf dem personenschiffe von steg zu steg fuhren. die geschichte gefiel mir nicht und ich zerknüllte das eben beschriebene blatt. ich traf den papierkorb, nicht, doch. ich sah ein, das mich meine erinnerungen nicht weiterbrachten. es wurde nur banal, ohne geheimnis, ohne überraschung. war es nicht besser abzuwarten, wie ich es mir vorgenommen hatte. die beschreibung eines ortes, um in wiederzufinden, oder das herstellen von beziehungen, war nicht meine aufgabe. ich hatte abzuwarten. das draussen wasser war stand fest. wahrscheinlich war es das meer, weiter draussen, und unzählige kanäle führen dahin, dazwischen werden sie wohl auch in teiche und seen münden, mit ihnen ein labyrinth bilden, das auch den hafen erreicht und die grossen schiffe, die hintereinander an der mole liegen. ich gähnte, nahm die alte decke, die auf dem schrank lag, und legte mich drauf. ich streifte  die schuhe ab und bewegte die zehen hin und her. als kind hatte ich mir die geschichten nachts ausgedacht. erst hatte ich mit der taschenlampe unter der decke gelesen, dann hatte ich mir vorgestellt, ich besäße eine eisenbahn, eine richtige, kein spielzeug, und ich stellte mir waggon um waggon vor, was da drin sei, ich richtete mich in dem waggon ein, wohnte dort und fuhr durch die welt. alles was ich brauchte, erfand ich mir. darunter litt die wand, den ich kratzte und bohrte durch die tapete in dem sandigen putz. dann schlief ein und fuhr im traum fort. am tresen saßen alte leute, paare saßen zusammen, sie blickten nach unten in einen schrank. er öffnete die tür. seine hand zitterte, sie war ungeduldig. hinter der tür sah man eine in den kasten gebaute szene. der alte mann beugte sich vor, sie hielt ihn am ellebogen, und er sagte "so schön ist das". sie waren beide entzückt. ich war unbeteiligt. ich war notwendigerweise hier. ich habe aber vergessen warum. so saß ich da und betrachtet die alten leute. ich trat dann in einen anderen raum. da war eine frau, die mit mir befreundet ist. sie weinte und küsste mich. ihr kuss war kalt und ich wandte mich ab. da fand ich fleisch. ich schnitt etwas davon ab und gab es in die pfanne. sie hat den rest in breite streifen geschnitten und es sah aus wie ein hemd, aus dem die mitte herausgeschnitten war, das auf dem bügel hing. eine gesellschaft war hereingekommen und redete durcheinander. einer führte ein spiel vor, bei dem man ohne durch das gerät zu blicken, etwas übereinander bringen musste, zwei punkte in einen kreis, dann drückt man und hatte jemanden erschossen. sie hatte damit gespielt und ich erinnerte sie daran. nun sollte ich es tuen. ich brachte die punkte in die kreise, aber ich drückte nicht ab.      

Freitag, 28. September 2012

1. : summary: "texte: 1975 - 1990"



...........

die schattigen
moore 
scheinen
nicht unterzugehen
die sonne verlässt den himmel 
und taucht hinab 
zu den palästen 
das moor steht senkrecht still
mit seinen vielen quadern 
eine kleine tasse tee balanciert auf deinem bein 
die bleichen seidenstrümpfe lassen nichts  verschütten 
von deinem feinen zittern   
die eruption infolge deiner nervösen signale ereignet sich in nicht einzusehenden gegenden 
eine talfahrt mit dem schlitten 
oder einfach den berg hinab rennen 
ich möchte die interessenkonflikte zwischen dir und mir entblättern 
müde liegen die fetten kalten tulpenblätter auf der polierten holzplatte
umgrenzen den vasenfuß auf der weißen marmorplatte des nachtspinds 
der blick ins innere wird frei 
es sind schnittblumen 
die saftigen stengel von der knollen getrennt 
in ruschelndes seidenpapier versteckt 
das oben umgekniffen und mit einer nadel gehalten wird
in den futtertöpfen der hunde
schlangen
angriffe aus dem nichts 
atemfahnen in die kalte luft gehaucht 
und dann doch nur botengänge 
aus dem aufzug kommen 
die blumen hinterm rücken gehalten 
du wendest dich 
und gibst dich in die nacht 
die schweren vorhänge werden geschlossen 
und es sind bilder von gestern 
wie die bunten farben 
wolken 
und nichts anderes fällt mir ein 
allenfalls ausreden 
gemeinheiten 
blumensträuße
ich gehe die straße entlang 
bunte glatte reklamen demonstrieren gegen den verfall 
die widerstandsfähigkeit neuer materialien entwöhnt uns 
moose und flechten entfallen unseren blick 
ich gehe nachhause 
sturzbäche aus blut 
steht in den geschichtsbüchern 
hier läuft keiner amok 
selten geschieht ein unglück 
ich habe heute frei 
was soll da denn sein 
außer dieser trostlosen traurigkeit 
über nicht zu sagendes
er schlägt mit der faust 
in diese fresse 
die er hasst 
töten 
töten 
es ist das gleiche 
wie sich nachher die hände vor die stirn zu mauern 
ruhe
ich liege auf der bahre 
und sie schieben mich endlos lang 
durch gekachelte enge gänge 
unter dem gelbstichigem kunstlicht


...........


stärker noch als rumpfgebeugt 
schmiert hänschen keine brote
morgen bin ich nicht dein freund 
morgen gibt es tote
durch habitus geplempel 
hosen eng geschnürt 
gefriert mit hundsgemeiner marmelade 
stinkend furzt das aasschwein hin 
ein sonntag 
nag nag 
im streckanzug 
mag nicht glauben wollen 
versöhnlichkeit 
abendstimmung 
liegt im schnee 
jeder fühlt sich selbst 
oh wie recht 
oh wie heilig recht 
kriegens gemacht 
hausgemacht 
da weiss man was man hat 
wer dümmer lebt 
und gesund bleibt 
und mitfressen kann 
häme und grinse 
keine freunde haben 
himmlischer zustand 
endlich ledig 
vom blöden 
geblök 
der durchfresser 
durchkommer 
newcomer



..........

gebälk 
schaltet um 
steckdosen 
unter lehmerde 
geruch von dahinter 
dunkel belegt 
und windschatten 
streicht drüber 
windsbraut 
schatten des balken 
streng und  gerecht 
zone des mondlichts 
geteilt 
silberweißes haar 
gespenster 
warm raunst 
aus dem eckchen 
schiebt sich übers bett 
bronzewarm der nackte leib 
und bebt 
geblasen von der atemluft 
steigt an 
tag 
steig auf 
freund 
brüste weich  
gleich hinterm eichenholz 
nur noch knarrende dielen 
bis dahin  




.........

da kommt ein mann 
den berg hinauf 
hält den weißen backstein 
wie eine taschenlampe 
glitterig
mahnend 
dumme drecksau 
schrie sie 
geranienbewehrt 
aus dem fenster 
die küchenlampe 
schob einen strahl käsigen lichts 
hinaus in den schwülen abend 
die braune kutte stand still 
auf der schiefen ebene 
der berg bewegte sich 
über den abhang 
da rollte nichts 
den berg sauber gewischt 
kalter steifer kragen 
abwand 
seilschaften 
spät am abend 
hob den fuß 
und kein wird wirt nötig 
das wasser aus der flasche dabei 
gluck gluck 
einige male ins gesicht 
staub gegen tränen 
salzige flüsse 
der mond scheint 
die kutte schiebt sich hinauf 
der mund bellt 
du dummer drecksau 
schreit sie da wieder 
der übers lid gezuckt 
huck ab 
da jault einen luftballon 
eine tröte   
nervöses gezeter 
unterm untakt 
der küchenuhren 
speckige tücher 
gezurre 
halts fest 
kipps um 
bedächtige mahlzeiten
der alte  mann 
nimmt ein stück
Ißt's
die frau schweigt
die fensterflügel sind angelehnt
duftende sträucher 
schmerzen in der herzgegend
mir ist die brust so eng
faßreifen
stahlbänder
brauner kettenhund
gegerbtes schildkrötiges ledergesicht 
der mund ist so rein 
und rosa darinnen 
in der staubigen landschaft 
sauberes wasser läuft über die zunge 
verteilt sich 
sickert nach unten
salzige rissige lippen 



.........

er hatte lange herumgesessen
gelegentlich hatte er versucht 
etwas abzustauben
eine autofahrt irgendwohin
er wippt
ungeduldig fordernd 
saß er bei mir
soll man sich lustig machen 
über einen dens anödet
wir steigen aus dem wagen 
und gehen einige schritte durchs gras und motzen
ich mag den wald nicht
er begräbt mich
aufmerksam betrachte ich den moder
schön sind die hellen stellen im dunklen bild 
beim malen 
wenn man lichter setzen kann 
fliegennähte halten zusammen 
schrenksumpf des gemüseabsuds 
im leitertran 
verbundsgeschichte
der bergwerksingenieur
die leit' am haus
birn birn 
so herbstlich
der baum schwanger
die blätter
fallen
ganz stark
die letzten sonnenstrahlen
ganz stark
hinterhergehen
das haus auf der höhe
leuchtet 
strahlend 
blauer balkon   
kastanie 
braun 
gelb 
fallende äste 
gedürr 
stangen 
staffel 
straßen 
buckel 
asphaltgrau 
rascheln 
der schuhe 
der blätter  
hauseingang 
geöffnet 
treppengeländer 
leuchtet heraus
eine achtel
rückwärtsgehen
sechzehn 
fünfzehn  
wie das licht abnimmt




Donnerstag, 27. September 2012

12. fortsetzung "nirgendwo"



der buchhalter hatte mich gebeten sparsam zu sein. er hätte mir alles gegeben. und nun ginge er heim. sein hündchen bellte und sprang an seinem bein hoch. es stand schwanzwedelnd auf den hinterbeinen und hielt den kopf schief. ein ohr war umgeknickt. die zunge hing heraus. was hatte er mir gegeben. was ist alles und wo lag das geld, gab es noch eine bank. er sagte mir freundlich, darüber wisse er nicht mehr bescheid, das ginge ihn nichts mehr an, denn er ginge nun heim, sicher käme er bald zurück, aber er wisse nicht, wann das sein soll. bis dahin blieben die türen unverschlossen, das war angeordnet worden, und ich solle mich umschauen. "sicher wissen sie, was zu tuen ist, nicht wahr, sie wissen schon, was zu tuen ist, das haben sie doch bewiesen, sie sind einer unserer besten, auch wenn wir sie lange vermisst haben, sie sind es." er ging. ich rief ihm nach:  "und die buchhaltung?" "können sie haben, können sie haben! ich habe nicht abgeschlossen. die tür steht offen." ich winkte. er verschwand. ich hatte einen raum dazugewonnen. ich werde gleich herumlaufen und aus den anderen büros die pflanzen holen. dann habe ich einen grund zur sorge. ich öffnete den wasserhahn. es floss. die gummibäume und zimmerlinden, die hohen pflanzen, sollen auf den thresen, die kakteen, die genügsamen, auf den durchgehenden fenstersims gegenüber. die tische ergaben zusammen- geschoben einen schlafplatz. über die stühle dachte ich noch nach. vielleicht sollte ich sie mit den rechenmaschinen wegsperren. mal sehen. da bin ich ganz entspannt, schränkte die finger, wendete die handflächen nach aussen und bog sie durch. aber sie knackten nicht. ich schlug ein journal auf und betrachte die schönschrift aus zahlen und summenstrichen, sperrzeichen, die über offene spalten gezogen waren. gutes papier, kein zeitungspapier. dieses papier wird überdauern. das kann man in hundert jahren noch lesen, wenn alles andere vergilbt, wird das journal noch strahlen. an der wand hingen ein paar rahmen und tafeln. die tafeln zeigten karten, die ich nicht kannte. da war eine sternenkarte, ein stadtplan, und eine karte mit höhenlinien. in dem rahmen erblickte ich einen schnauzbart, neben einer ebenfalls streng blickenden frau. sie waren verblasst und verfolgten mich mit den augen. das eine auge schien mich zu verfolgen, das andere den partner im äußerten sehfeld wahrzunehmen. sie blickten zur jeweils anderen rahmenseite, so dass sie sich unter kontrolle hatten. wenn ich sie umtauschen würde, würden sie sich den hinterkopf zuwenden. 

11. fortsetzung "nirgendwo"



wovon ich spreche, war noch nicht geschehen. als ich aufwachte, gingen passanten vorbei. ich schaute hinaus. die bleierne schwere von gestern war weg. es war hell. die sonne stand hoch genug. der nachen lag in die andere richtung. er war bewegt worden. diesmal war alles am platz. an der anlegestelle lagen zweige und abgebaute girlanden. ein mann kam und hob sie auf, um sie wegzuräumen. der weg belebte sich und auch die stimmen drangen nun hierher. geschäftig war das treiben. ziele und uhrzeit spielten ein rolle. nur einige flanierten in ihrer freizeit. ein kind schrie ärgerlich. es lag im offenen kinderwagen und wollte bestimmen. das alter, dachte ich, ist egal, er ist ein unwirscher diktator, zumindest ein chef, das wird er wohl werden, ein kommandeur, schon zu erkennen. der mutter war es recht, denn sie schob das schreiende kind ungerührt vor sich her. hinter mir wurde nun auch gelaufen, das helle klicken der frauen, das auftreten eiliger Männer, und andere tonarten des gehens, schallten durch den gang. türen waren geöffnet, angelehnt, gerade wieder ins schloss geworfen, leise mit der hand an der klinke, umsichtige schliesser, und vorsichtige, die klinke verharrte heruntergedrückt, erst dann öffneten sie langsam. ich ging ein paar schritte. ich schaute hinter eine offene tür und war ihn einem aufenthaltsraum, indem auf dem tisch eine kaffeetasse stand. ausgetrunken und nicht weggeräumt. die kanne des kaffeeautomaten war noch gefüllt und der kaffee noch heiss. ich goss mir ein und trank. eine frau kam herein und legte brötchen auf den tisch. sie holte butter und marmelade. ein paar teller und ein paar tassen. sie grüßte kurz und verschwand wieder. ich nahm mir etwas davon und ging wieder hinaus. alle ganz normal, sagte ich mir. eigentlich wie anderswo auch, ganz normal. nachdem ich eine weile den gang hinabgelaufen war, entschied ich mich durch die grosse schwingtür zu gehen und bald fand ich auch einen unbesetzten schreibtisch, an dem ich platz nahm. ich fand eine beschäftigung, blickte in den eingangskorb und fand ihn leer. die post war noch nicht durch. ich dachte nun darüber nach, das ich ja lange fort war und es auffallen muss, wenn ich wieder hier gesehen werde. es kümmerte sich aber keiner um mich. die post kam. ich lies sie liegen und ging in die buchhaltung. ich wollte bescheid sagen, das ich den lohn auf eine andere weise bekommen will als bisher. die kassenanweisung verzeichnete einen grossen betrag. den lohn für jahre der nicht bemerkten abwesenheit. sie hatten keine anweisung bisher und er war liegengeblieben. ich steckte die kassenanweisung in die tasche und grüßte.
in der nacht vom stuhl verfolgt und hier keinen vor die tür gesetzt. ein rätsel. paradox.

Mittwoch, 26. September 2012

10. fortsetzung "nirgendwo"



ich war ganz in tücher gehüllt, die sich öffneten, im wind, der nicht blies. sie fallen herab ohne gewicht. ich spüre sie nicht. sie umsorgen mich. unzählige arme nebeneinander verwoben zum tuch. meine nacktheit, die einzige kühle. ich folge mit den armen ohne widerstand zu spüren. es ist weder schwerelosigkeit noch schwere. immer werde ich gehalten, erzeuge keinen raum, auch wenn ich mich bewege. die hüllen, die mich umgeben, bauschen sich auf, aber fallen nicht gleichförmig zurück. da ist beim fallen ein zittern. da ist etwas das mich anspricht. da erkenne ich, durch die gesten beim fallen, das verharren, das ewige. es ist dazwischen, die unterbrechung ist das ewige. es deutet nicht an, das es fällt. ich erwarte es nicht. ich erkenne im zittern die absichtslose geste der ewigkeit. sie treibt scherze, und kichert. sie liebkost mich mit glänzenden augenblicken. die hüllen steigen auf und stehen hoch über mir, der in ihrer schlucht liegt. aus vollkommener schwärze bilden sie das licht. so bin ich ausserhalb jeder welt im licht. ich beginne teil des leuchtenden zu werden. meine durchscheinende haut birgt mich noch. es strömt hindurch. jetzt fallen die hüllen. zuerst die hoch aufgestiegenen. sie nehmen sorgfältig die tieferen schichten mit, falten sich bald darauf in berechenbare formen, bilden flächen und räume, kühlen sich ab. der wind strömt hindurch und ich bin wieder in der welt, verzaubert, im raum. soll es doch mein raum sein. meinetwegen auch  tapeten, hatte sie nie an den wänden, rosentapeten, oder kleine walderdbeeren, gemalte efeuranken. über der stuhllehne hängen meine kleider. ich habe hunger. 

Dienstag, 25. September 2012

9. fortsetzung "nirgendwo"



ich tastete im dunklen, alle lampen waren erloschen, von draussen kam kein licht mehr. trotzdem erschienen mir umrisse, wabernd hell, kalt, silbrig. auf den scheiben zeigte sich der ölfilm in seinen farben. ich sah und tastete dabei, ich griff nicht hin, sondern führte die hand nahe darüber,fühlte strom und sah etwas helleres, als das schwarz. einmal, als ich die augen geschlossen hatte, sah ich dahinter, hinter meinen augäpfeln ein  schwarzer raum, von solcher schwärze, das ich dachte, ich hätte kein gehirn mehr im kopf. ich tastete nach dem, auf dem ich sass. es fühlte sich an wie ein schwerer furchiger stoff, der darunter fleisch und knochen verbarg. ich sass also wirklich auf etwas mir gleichem, größerem, da ich es neben mir und um mich herum spürte. waren worte gefallen? oder sprach es durch mich hindurch. formte es die lippen und hatte es luft töne zu erzeugen? hatte es stimmbänder? die anfingen zu schwingen. ich sprach es nicht an. es herrschte auch stille. ich spürte hinter meinem rücken, der abstand hielt, nichts. ich befürchtet, das ich nach hinten gelehnt, in einen abgrund fallen würde. neben meinen schultern griff ich auf haut und haare und ertastete etwas spröderes das feucht nach innen führte, lippen. der scheinbare mund trug kein gebiss und ich konnte ihn sowohl rechts wie links neben mir ertasten. ich griff hinein und meine hand spürte frische luft. von der andern seite gesehen, winkte sie, dabei versuchte sie festzustellen, wie gross der raum hinter dem mund war. es gab keinen anstoss, sie griff ins leere. ich folgte, nachdem ich die hand zurückgezogen hatte, der landschaft zur nase hin. wenn es sie gab, sollte sie oberhalb des mundes einen huppel gebildet haben, mit nüstern zum einatmen. ich hatte sie. dann suchte ich vorsichtig nach den augen. ich tastete eines, das sich unter dem lid nicht bewegte. da flatterten von der seite seine arme heran, aufgeschreckte hühner, die mit den flügeln schlugen, eine feder lassend, und umfassten mich. ich spürte nur das flattern des stoffes der weiten ärmel, hinter denen ich verschwand. ich wurde nach hinten gezogen in das nichts an stelle seines brustkorbes. ich lag bald auf den rücken schwebend im grenzenlosen. der mund zur rechten und der zu linken bliesen zugleich einen lauten ton. seine beine fielen zu boden und waren nur noch holz und knochen, dazwischen geworfen die beiden schädel, ein orakel. aufgehoben im verborgenen atmete ich.

Sonntag, 23. September 2012

8. fortsetzung "nirgendwo"



möglicherweise bewegte sich etwas auf mich zu. ich hatte die sehstörungen, die mir diese unruhe mit alle den händen und beinen bescherten, hingenommen, als folge der ermüdung und der dunkelheit. ich wollte deshalb den erscheinungen kein gewicht geben, sie unbedacht lassen. sie sollten mich überspülen und solange ich dabei luft bekam, konnten sie hingenommen werden. wenn also dieser stuhl es unbedingt wollte, so war es ihm gestattet, sich blöde zu nähern, was er auch tat, aber weitaus blöder, als ich es mir dachte. wenn er doch endlich stände. ich ertappte mich zu hoffen, verbot es mir auf der stelle, aber trotzdem könnte er doch einfach da sein, ein stuhl, der da steht, wo er gebraucht wird, neben mir, dann könnte ich mich setzen. es half nichts. ich hielt es bereits für eine tatsache, das sich ein stuhl aus der tiefe des ganges auf mich zubewegt, dass er dies auf eine ungewöhnlich art vollbrachte. hatte er sich werfen lassen? das sollte er sich ebenfalls fragen, und weshalb dann nicht einfach krachend eintraf, sondern unterwegs zicken machte, stehen blieb, sich unter einem türsturz versteckte, um es dann auszunutzen, das ich abgelenkt von der heimfahrt des mannes, dem die birken folgten, sich in meine nähe zu bringen, wo er sich nun schlicht auf den beinen befand und die stuhllehne nicht mehr grinste. in den wirren hatte ich mich erhoben und lehnte wieder auf dem boden sitzend an der wand. ein stuhl war nicht nötig, es macht keinen sinn mich zu erhöhen, dachte ich, gar keinen sinn. der stuhl dachte nicht, er bewegte sich. was auch immer in trieb, es konnte kein einmaliger wurf gewesen sein, denn er hielt sich auf, änderte die richtung, und bewegte sich wieder. das konnte kein stuhl. keiner auf vier beinen aus holz mit nach unten gezogener rückenlehne. was war der kern, was verbarg sich in der erscheinung, was vermochte einen stuhl darzustellen, wer vermochte, mich einen stuhl wahrnehmen zu lassen und warum sollte ich ausgerechnet einen stuhl wahrnehmen. da fasst mich etwas unter die arme und zieht mich nach oben. ich falle, da ich prompt losgelassen werde. du sitzt auf einem stuhl, daran besteht kein zweifel, säuselt der hölzerne stuhl, wenn ich kein stuhl wäre, säßest du auf meinen beinen, ich habe kräftige beine, es macht mir nichts aus, das du auf meinen beinen sitzt. kaum losgelassen, befand ich mich zuerst vermeintlich auf der sitzfläche des stuhles, dann unvermittelt auf dem schoß eines kerls, der ohne mir zeit zu geben, mir auszureden begann, das es jemals einen stuhl gegeben hätte, sondern das er jetzt da wäre, ich sei so müde, das er mich auf seinen schoß lasse, bis ich ausgeruht zu einem entschluss gekommen sei. er betonte, das er stark sei und es ihm deshalb nichts ausmache, mich, wenn es sein solle, eine ewigkeit zu tragen. ich tastete verwirrt nach dem was mich hielt und strich über die falten des stoffes. er öffnete die beine und ich rutsche zwischen seine schenkel. plumps, da fällt er. dann setzte er mich wieder zurück und ließ mir zeit mich zu gewöhnen. ab und zu seufzte er, als wolle er mir zeigen, das sind all deine seufzer, wie schwer sie wiegen, ich seufze sie nun, du brauchst es nicht mehr zu tun, ich werde dir bald den schabernack bereiten, wie eine kräftige suppe soll er sein, das du kräften kommst. das ist nicht das schlechteste, dachte ich, ich sitze also auf dem schoß eines in derben kordstoff gekleideten grossen kerls, den ich vor nicht allzulanger zeit für einen stuhl hielt. worauf aber sass er denn. doch auf einem stuhl. er wird ihn mitgeschleppt haben, als er sich zu mir aufmachte und ich habe ihn nicht vermutet, da ich es für möglich hielt, das ein stuhl sich selbst bewegt, habe ich ihn nicht bemerkt, mag sein, das er sich zeigen kann, wenn er will. als er den stuhl bewegte, war er unsichtbar für mich. 

Samstag, 22. September 2012

7. fortsetzung "nirgendwo"



ich lehnte an der wand, klopfte einen takt, brach ab, klopfte erneut, und rutsche mit dem rücken an der wand abwärts bis ich auf der erde saß. mit gespreizten fingern lagen die hände auf dem boden. ich krümmte die finger und entspannte sie. ich klatschte mit der flachen hand auf den fussboden. streckte die hand und klatschte erneut. das gewölbe meiner hand stimmte den ton und der laute ton meiner hände verhallte in der ferne, verhallte irgendwann in der tiefe ohne echo. draussen war es dämmerig. vielleicht war es schon nacht. ich sass unter einer lampe, die nicht ausging, und gelegentlich wurde es heller, wenn entfernte lampen für einen moment oder eine zeitlang aufleuchtenden. ich sah ein bein, eine hose, oder den rock über einem bein, eine hand an den körper gelegt, eine hand aus der wand herausgestreckt. ich strich mit der hand über den glatten boden und es wurde wieder ruhig. eine weile blickte ich nach oben, dehnte den hals, machte das kreuz hohl, und sackte zusammen. das ewige licht brannte und ich hielt mich still. wieder klappte einmal fern eine tür. ein räuspern blieb, hielt sich im verborgenen auf bis es davonwatschelte. ich wachte oder schlief, schlummerte, legte mich nieder. ich hielt die augen geschlossen. ich wollte nicht mehr an die decke starren. mein atem war wie eine katze, die schnurrte. wenn sie aufhörte zu schnurren, fürchtete ich mich, aber die furcht verging nach einer weile, kam aber zurück und mir gruselte. dort wo ich das räuspern vernahm schrammte etwas über den boden und kam näher. unvermittelt verstummte es, dann tauchte das gleiche geräusch aber weiter entfernt wieder auf, näherte sich erneut, langsamer, der helle ton von kreide kreischte, es entfernte sich dann auch wieder. eine hand wischte von draussen über die glasscheibe. sie versuchte sich festzuhalten. der schwere leib trieb vorbei, lag auf dem rücken, den kopf voran, das lange haar hing herab. eine grubenlampe folgte ihm. drei birken flutschen immer wieder aus der erde, die vorbeistrich. sie plumpsten zurück. man braucht nur etwas zu warten, dachte ich, dann bewegt sich was. unbemerkt und übertönt schob sich derweil aus der ferne ein auf der lehne rutschender stuhl tückisch voran und näherte sich diesmal tatsächlich. nah über dem boden grinste er und wackelte über die sitzfläche mit kippelnden beinen.  

Donnerstag, 20. September 2012

summary: "die talente des malers"



All meine Gedanken, die sich aufschwingen, müssen wieder nach unten. Nirgendwo finde ich Heimat. Ich starre vom Geländer gehalten hinunter in das brodelnde Wasser. Fische werden umher geworfen. Ich gehe weiter. Mich huschen Mücken an. Zweige wehen herüber. Hatte ich jemals eine Ohrfeige bekommen? Ich halte mir die Backe. Einen Moment bin ich ohne Atem. Ich schiebe meinen Schritt wieder an. Dann geht es von selbst. Eine Mauer  hat jetzt Schatten vor meine Füße gesetzt. Wer ist Zug? Ameisen überschreiten die Grenze. Die Grenze wandert. Ich zeichne im Staub. Scharre eine Kuhle frei.  Drehe dabei den Fuß hin und her um ihr Rundung zu geben. Mir wird plötzlich klar, dass ich mich von nun an nicht mehr wie früher bewegen kann. Ich sehne mich zurück. Mir scheint, als wäre ich in einen anderen Raum gegangen. Aber dieser Raum ist derselbe den ich ohne die Tür zu schließen gerade verlassen habe. Alles hat sich verändert und alles sieht gleich aus.

Dreizehn murmelt ein König und schweigt dann. Es raschelt. Eine Maus kleiner als eine Maus rund wie ein Ball am hellen Tag.
Wie frage ich jetzt? Wen frage ich? Ich versage, mit der Gewissheit schlechter Karten, beim schon verloren gegebenen Spiel. Die Zeit, die mich verfolgt, ist wild geworden und jagt mich. Kaum habe ich Zeit zu atmen. Füllt sich meine Brust treibt schon ein Seufzer die Luft kläglich in die Ecken. So kann kein großer Raum entstehen. Ich klammere mich an eine Erinnerung wie an einen Ast und werde fortgerissen. "Aber ich war doch noch nicht dort" rufe ich verzweifelt "in den blauen Häusern". Ich war doch noch nicht dort. Wie oft hast du meinen Geist Nachts im Traum mit auf die Reise genommen. Du hast mir die herrlichsten Plätze gezeigt und hast mich getröstet  wenn ich verzagt war.

Als ich abbiege, blicke ich eine breite abschüssige Straße hinab, die ich noch nie gegangen war. Das macht mich immer froh und ich gehe. Ich sehe Häuser, die mir gefallen. Auf  der rechten Seite das unbebaute Gelände, verwildert mit Büschen und Bäumen. Der Wind hatte Äste heruntergeschlagen. Da nehme ich einen gewaltigen Knüppel und schleudere ihn die vereiste Straße hinab. Die Straße biegt sich sanft nach rechts. Der Knüppel saust das Gefälle hinab, schlägt an die Wand eines Hauses, wird wieder abgestoßen und saust noch schneller dahin. Er hat so gewaltig an Fahrt gewonnen, dass er jetzt immer wieder krachend anstößt, und sofort weitergeschleudert wird. Da gewahre ich vor einem der Häuser zwei Kerle, die einen Hund mit einer langen Kette halten, dergestalt, dass die Kette in einem Wirrwarr um den Hund geschlungen ist und die Beiden, sie stehen  auseinander, von jeweils ihrer Seite an der Kette ziehen, um den Hund am Ausbruch zu hindern. Das Tier ist sehr wild.  In dem Moment, als ich denke, das der Hund die rasende Fahrt des Stockes lenkt, entdecken sie mich und als hätte es ihnen jemand auf geheime Weise mitgeteilt, und das ist wiederum mein Gedanke, sind sie jetzt überzeugt, dass ich den Stock geworfen habe, sodass der Hund wild wurde. Doch ehe sie den Hund loslassen, bin ich geflohen.

Das Gedeck für das Resteessen besteht aus zwei blechernen Nikolaustellern. Der Wasserheld bemerkt, dass ich noch die Mütze aufhabe. Er wolle sich auch gleich eine aufsetzen. Da sitze ich also und nehme die Mütze vom Kopf. Die Hände könne ich mir waschen. Mein Nikolausteller verschwindet. Zwei Glasteller werden hereingebracht. Mein Nikolausteller kehrt zurück. Der Glasteller wird hineingestellt. Obwohl ich mir vorgenommen hatte nichts zu rauchen finde ich es plötzlich unpassend abzulehnen. Er schiebt mir seinen Tabaksbeutel und das Bröckchen herüber. Ich rauche. Bei der Begrüßung habe ich ihn nur kurz angesehen. Nun beäuge ich ihn. Er hat seinen Kopf geschert.
Irgendwie waren die Behälter ineinander geraten. Der äußerer, der die Leiche verbarg umschloss die Speise. Die gewachsten Pappwände wurden undicht. Das widerliche Zersetzwasser sickerte nach innen. Der Behälter schwappte. Ich grub dicht an der Hauswand. Als ich Wasser in den Mund bekomme spucke ich aus.

"Geht es dir gut" fragt mich der Wasserheld. Ich antworte, während ich noch denke. Weiß er mehr? Kann es sein ,dass während ich sage "gut" und das eher fragend, er etwas wahrgenommen hat, was ihn erst veranlasst  diese besorgte Frage zu stellen? Hockt auf meiner Schulter ein fremdes Wesen? Hat es  begonnen, in dem Salzfässer benannten Gebiet, einen Garten für seine Zwecke nach seinem Verstand anzulegen? Beharkt es die Haut und flutet das Gelände mit Blut?  War es das, was der Wasserheld sah? Oder sah er das Wesen auf meinem Kopf Unsinn treiben? Flaggen aufstellen in meinem Haar. Die Landung feiern. Ich fahre mir mit der Hand durch die Haare und tippe mit den Fingerkuppen in  die Salzfässer links und rechts. Ich antworte "gut" und sehe ihn  lächeln. Nachsichtig lächeln.

Ganz plötzlich war der Wasserheld zur Tür gegangen. Das letzte von mir gesprochene Wort, das den Maler meinte, klang noch im Raum. Ich bin mit dem Maler allein. Er blickt mich an, aber erwidert meine Rede nicht. Alles was ich gesagt hatte schien mir nicht mehr richtig. Doch ich kann das Geschehen nicht mehr aufhalten. Er greift  das Messer und führt es zur Kehle.

Um mich herum ist plötzlich großes Gedränge. Aus dem Park schallt Jubel. Ich erspähe dich am Schalter. Du lehnst am Tresen und redest. Ich gehe hinter der Glasscheibe der Schaukästen entlang und klopfe. Da bist du verschwunden. Angstvoll und mutlos geworden will ich weitergehen. Inmitten der Auslagen werde ich auf einen Zwerg aufmerksam, der am Fuße eines Stuhlbeins lehnt. Er bewegt sich. Als er mich bemerkt, läuft er zu mir hin, findet einen Auslass und schlüpft ins Freie. Er sieht zu mir hoch, wendet sich und schlägt lachend sein Wasser ab.

Ich war schon mehrere Male fortgelaufen und bin dann immer wieder langsam zurückgekehrt. Du sitzt hinter dem hohen Gras und grinst. Du bist eine Kröte, ein satter Teufel, dann wieder scheinst du mir wie ein Buddha. Ich bin wütend. Wieder sind Tage vergangen.  Inzwischen siehst du aus wie eine hölzerne Puppe. Ich schlage dich. Ich ziehe dich an den Haaren. Ich beiße mich an dir fest. Keine Bissspuren. Du siehst blass aus und ernst. Immer ist jemand in deiner nähe den ich nicht kenne. Ich schaffe es nicht.  Da ist die Kulisse und ich bin nicht mit dir allein.

Der Wasserheld steht jäh auf . Es reißt ihn nach oben. Er wirft die Arme in Luft und mit den Worten "Fahre mein Schiff" bekommt es Wasser unter den Kiel. "Fahre mein Schiff" ruft er und wiederholt sich "O ja, fahre, fahre". Schwer steht er da im Raum. Tut so, als gäbe er Kommandos nach unten. "Mach Fahrt" und "Dampf zwischen die Steine" dann" Hüll ihn in nasse Tücher" und "Hängt die nassen Laken auf" weiter "Stürz den Bottich um" und wieder "mach Fahrt". Er heizt ein. Ich hänge schwer in den Seilen. Vertrage die Seefahrt überhaupt nicht. Dort wo ich Reling vermutete übergab ich mich.

Ich ging von Bord und trieb an Land. Mit nackten Füßen stapfte ich durch das seichte Wasser längs dem Ufer. Hinter dem Schilfrohr sehe ich schon meine vertraute Hütte im Vorfeld zum angrenzenden Wald. Hierher flüchte ich. Im leeren Raum steht ein Eimer. Ich habe ihn mit einem Kranz aus Stroh gekrönt, damit ich einen Sitz finde, wenn ich mich mit heruntergezogenen Hosen hinhocke. Hier hat ein wilder Sämann Nägel gestreut. Der Rost leiht ihnen eine schöne Farbe. Ich blicke, wenn ich Platz genommen ruhig auf die zuerst entdeckte Stelle. Lasse den Blick schweifen, sehr langsam und nur soweit ich meinen Kopf wenden kann ohne den Sitz zu verändern. Bemerke dichtere Stellen oder beginne zu Zählen. Und das bereitet mir großes Vergnügen.

Zu den oberen Räumen des schmalen Hauses führt eine steile lange Treppe. Es klingelt immer noch. Ich traue mich erst jetzt ans Fenster. Unten stehen die Söhne des Malers. Gerade werden sie hereingelassen. Ich renne in den hinteren Raum. Vorn hatte die Sonne geschienen. Hier ist es völlig dunkel. Ich verharre. Die Söhne stürmen die Treppe herauf. Sie rufen mich wütend. Jetzt pochen sie an die Tür. Die Tapeten werden lebendig. Krieger schleudern ihre Speere auf. Fein gezeichnete Figuren schlingen Tanzbeine um meinen Hals. Paare im Beischlaf stöhnen. Sie stülpt ihren Schlund nach außen. Es  bläst einen geiler Sturm. Er trommelt. "Mörder" schreien die Söhne. Ich reiße das Fenster auf und rutsche den Hang hinab. Das Haus entfernt sich. Der Schall drohender Stimmen verstummt. 
Auf der Höhe des Berges finde ich in einer Ruine Ruhe. Ich liege ausgestreckt auf einem flachen Stein und höre eine helle Stimme singen und rufen. Ich höre "akki aaa weraaa"

Ich bin es so leid, immer wieder hinauf aufs Schloss zu müssen. Der Affe hat zuviel Kristus gesehen. Die Gänge liegen voller Leichen. Die Leblosen nerven mich. Liegen da und funktionieren nicht mehr. Oder rasten aus. Einer sieht mich mit glühenden Augen an und befiehlt "Zieh das Messer wieder raus". Ich gehorche nicht. Ein anderer kriecht zu mir rüber, hält mit zitternder Hand einen Füller und schüttelt ihn. Die eingetrocknete Tinte raschelt. "Der Präsident" meldet er und sieht mich beschwörend an. Ich eile weiter.  Endlich finde ich zu dir. Du hast dich in kostbares Bettzeug gehüllt. Du zuckst mit den Lippen. Du schläfst.

Beim Zeitungslesen fiel mir eine Annonce auf, weil neben ihr das vertraute Gesicht des Wasserhelden prangt. Im Halbprofil mit Goldrandbrille und kurzen Haaren stellt er sich als neuer Leiter des Sanatoriums vor. Im Text der Annonce ist zu lesen: Hier können Helden ihre Tränensäcke punktieren lassen.

Der Vater hielt mir einen Brief hin und bat mich den Stempel genauer zu betrachten. Ich bemerkte, dass sich ein weiterer Stempel darunter befand und als ich ihm das sagte, bat mich der Vater dringend das dazugehörige Bild freizulegen, dessen Signatur er als Brandzeichen im Herzen trug. Voller Angst und schon längst wissend, denn seine Ahnung, die er so lange mit sich herumtrug, war wie Wissen, vermutete er den Beweis für die grauenvolle Tat in dem Bild belegt. Sein Schmerz ergriff mich und ich konnte ihn fühlen. Gebannt starrte ich auf den Stempel und sah ihn heller werden bis er leuchtet. Dann erkannte ich ein Bild, das sich aber nicht lange genug zeigte , um es zu enträtseln. Jedes mal, wenn ich ein Detail wahrgenommen hatte, teilte ich es dem Vater mit.

Ich sehe hoch in den Abendhimmel. Im Regelwerk verstummt das Ticken. Ich lehne gegen eine Wand und werde Zeuge. Als wäre ich aufgestiegen, sehe ich von oben wie die Stadt zusammengeschoben wird. Wieder herabgestiegen sehe ich riesige Brotlaibe am Himmel dahinziehen.

Der Fischtäuscher mag nicht heimlich beobachtet werden. Er sammelt  dann, mit vernehmbaren Geräuschen,  die Sekrete von Nase und Speicheldrüsen und spuckt wild um sich. Seine Spuckwut erschöpft sich erst, wenn der Mund trocken geworden ist oder wenn die heimlichen Blicke von ihm abgeglitten sind und die Abscheu sie auf die Seite geworfen hat. Zornblicke jetzt. Wenigsten entflammt, bemerkt der Fischtäuscher und ruft "Würgt die Kotze hoch und kocht in Teppichen die Hunde"

Der Wasserheld streut Niemanden Sand in die Augen. Er streut den Sand in die Rede. Gerade noch flogen die Gedanken frei durch den Raum, waren kaum zu fassen und somit nicht zu bändigen, da wechselt er das Thema. Er wiederholt mehrmals die Tagesnachrichten. Er hält einen Monolog, indem er sein Tagwerk schildert. Durch die Beschreibung der Verrichtungen, auch durch die in der Folge genannte Gesetzmäßigkeit und Rückgriffe auf schon gesagtes, wird mein Denken, das sich nun selbst als Räderwerk wahrnimmt, in seiner Aufmerksamkeit so gebremst, das es schließlich aufgibt. So vermag der Wasserheld mit einer trockenen Rede das Denken  verhindern.

Er gießt mit leichter Geste Blut über die Leinwand. Ganz ruhig scheint er mir. Er atmet und schaut sich um. Er spricht zu mir. Du musst die Hand führen, nicht die Hand sein. Die Pferde schnauben, aber gehorchen im Geschirr. Zügellos machen sie was sie wollen. Die Hand ist ungelenk, wenn sie über das Hindernis springt. Führe sie sanft hinüber. Folge ihr mit den Augen. Beobachte sie,  als gehöre sie dir nicht. Sieh was sie tut. Blick auf die Spur die sie hinterlässt. Dann führe sie weiter. Seine Blutpfütze schafft sich Rinnsale und läuft an der Leinwand herab, die er jetzt aufgestellt hat. Wenn sich doch endlich der klaffende Riss an seiner Kehle schließen würde. Ich versuche unbetroffen zu wirken und will antworten. Irgend etwas sagen. Aber mein Kopf gleicht einem Kühlhaus. Die Gedankentiere gehälftet.  Keines erhebt die Stimme zum blöken. Ich sage also nichts. Der Maler wendet sich wieder der Leinwand zu und verschmiert mit Attitüde kleine Tupfen im Bild zu Kreisen. So pflastert er den Himmel azurblau. Das drunterliegende Blut scheint besiegt.Er gießt mit leichter Geste Blut über die Leinwand. Ganz ruhig scheint er mir. Er atmet und schaut sich um. Er spricht zu mir. Du musst die Hand führen, nicht die Hand sein. Die Pferde schnauben, aber gehorchen im Geschirr. Zügellos machen sie was sie wollen. Die Hand ist ungelenk, wenn sie über das Hindernis springt. Führe sie sanft hinüber. Folge ihr mit den Augen. Beobachte sie,  als gehöre sie dir nicht. Sieh was sie tut. Blick auf die Spur die sie hinterlässt. Dann führe sie weiter. Seine Blutpfütze schafft sich Rinnsale und läuft an der Leinwand herab, die er jetzt aufgestellt hat. Wenn sich doch endlich der klaffende Riss an seiner Kehle schließen würde. Ich versuche unbetroffen zu wirken und will antworten. Irgend etwas sagen. Aber mein Kopf gleicht einem Kühlhaus. Die Gedankentiere gehälftet.  Keines erhebt die Stimme zum blöken. Ich sage also nichts. Der Maler wendet sich wieder der Leinwand zu und verschmiert mit Attitüde kleine Tupfen im Bild zu Kreisen. So pflastert er den Himmel azurblau. Das drunterliegende Blut scheint besiegt.

Der Fischtäuscher hatte sich ein Foto des Wasserhelden besorgt und auf ein Brett geklebt. Darüber platzierte er die Reste einer Geheimakte und einige bunte Angelköder. Libellen messen Lot und Waage. Fliegen ergötzen sich am Nektar. Er sieht hinauf zum Sanatorium, wo in letzter Zeit die Fenster beharrlich dunkel blieben. Nur das Zimmer des Wasserhelden leuchtet hinter dem Gardinensegel aus grünem Tuch. Heute ist das Segel auf etwa halber Höhe gerastet.  Über den Maler, der Selbstmord begangen hat, redet man kaum noch. Der Fischtäuscher glaubt nicht an den Tod des Malers. Hatte jemand den Toten gesehen?  Die grausamen Umstände machten die Runde und die Geschichte war zu gut, um nicht überall und immer wieder erzählt zu werden. Hatte etwa der Wasserheld dem Maler zugeschaut? War ihm, als er sich in den Daumen schnitt, die Idee gekommen, ein noch größerer Riss und der direkt in der Kehle könnte spektakulärer sein und weitaus beträchtlichere Mengen Blut fließen lassen, als der dicke Tropfen, der jetzt nur zögernd herausquoll. Der Fischtäuscher schob sich im Sessel, in dem er Gedanken spinnt, in eine bequemere Lage und seufzte. Er dachte an das Bild, das er beim Maler bestellt hatte, das einen schönen Blumenstrauß zeigt. Das Bild war schnell gemalt. Er bekam es schon einige Tage nachdem er danach gefragt hatte. Die Wäscherin hat es gleich an die Wand gehängt und gesagt: Das ist aber ein schönes Bild. Es wird dunkel. Das Kerzenlicht macht den Raum  froh.

In dieser künstlichen Welt fühle ich etwas, das mich so sanft anrührt, das so stolz ist wegen die Stärke der Farben. Flink und gelenk hüpfe ich freigesetzt hin und umkreise die Hütten. Runde geflochtene Werke mit kräftigen Obstschmückungen. Trauben die üppig hervorquellen. Etwas das sich von oben herab gibt. Es ist nicht der leere Himmel. Es ist das blitzen der hellen Decke durch die Laubengänge.  Die warme Umgebung lockt  mich. Ich finde Balsam für meine Haut. Dicke Suppe aus gelbem Ocker. Trockenrisse zeichnen sich ab. Das Labyrinth droht hier nicht. Überall führen Wege in die Freiheit. Auch am Ufer entlang und jetzt zu den Häusern. Du erkennst mich wieder. Ich hatte dich vergessen. Nun kommt die Nacht und du ziehst die Vorhänge zu. Die warmen Farben des Zimmers schützen mich. Draußen ist die Nacht blau und die Häuser sind kleine aufgefädelte Kästen. Ich trage ein weißes Gewand. Die Straßenbahn ruckelt mich hinauf zur  Endstation. Du wartest  schon.  Wir gehen eine Weile.

Ich antwortete: Ich will die Absicht mit der Absichtslosigkeit verbinden. So gebunden soll sie gebannt bleiben und gebannt blicke ich auf das Bild. Um die Wunde hat sich ein goldener Rand gelegt, der die Hautfetzen einfasst und die Öffnung  verwandelt hat. Im tiefen Grund wirken nicht sichtbare Ströme und Impulse. Gleichzeitigkeit von Gedanken. Der Maler sagt meinen Satz. Ich will Bilder sehen, die ich so vorher nicht gesehen habe. Daraufhin werde ich unsicher. Die Reihenfolge der Auftritte scheint mir nicht mehr zufällig. Bin ich es, der dies alles heraufbeschwört?  Wieder dieses knacken.  Kiefernzapfen öffnen sie sich. Der Wasserheld tritt im Kostüm hervor und fragt den Maler, ob er sich  rasieren soll.

Als der Fischtäuscher das Krachen sich öffnenden Kiefernzapfen vernahm, ging er durch die Straßen der festlich geputzten Kleinstadt, die Ertrunkene im Weinschlauch über die Schulter gehangen, als sich eine Tür öffnete. Heraus trat ein Kerl mit rotem Gesicht und prächtigen Schnauzbart, reifer Jahrgang. Er sah forsch in die Menge und schlenderte dann, ebenfalls etwas über die Schultern tragend, nämlich ein Paar Schuhe, neben dem Fischtäuscher her. Der  starrte gebannt auf die Sohlen der Schuhe, die in Gänze aus Eisen zu sein schienen. Fasziniert von diesem unerhört schweren und sicher klangvollen Schuhwerk richtete er eine Frage an den Besitzer. Der Fremde stellte sich sogleich vor. Er trug einen gängigen Vornamen, der zu ihm passte, der Nachname schien ihm wegen seines Berufes  gegeben. Er kam ihm gleich recht freundlich, gab Auskunft über Herkunft und möglichen Bezug solcher Schuhe, um ihn nach kurzer Pause, die ausgefüllt war mit einem sich immer stärker aufdrängenden Blick, so das der Fischtäuscher es schon bereute ihn überhaupt angesprochen zu haben, einzuladen, ihn auf seinem Gang durch die Stadt zu begleiten, und dann anschließend bei ihm Zuhause einen Tee zu trinken. Nun war es an der Zeit Ausreden zu erfinden, denn auf keinen Fall wollte der Fischtäuscher das Haus des ihm mittlerweile unheimlich gewordenen betreten, da er jetzt glaubte dem Teufel selbst in die Fänge gelaufen zu sein und wohl nur in der Hölle enden könne, würde er ihm auch noch freiwillig nach Hause folgen, gar sein Haus betreten. Er sagte also, das er eine Verabredung mit seinem Weib hätte. Er dachte so davonzukommen. Der Fremde bot jedoch an, er könne auch seine liebe Frau mitbringen und dann würden sie den Tee zu dritt nehmen. Die Lichter der Stadt strahlten greller und bunter als zuvor. Alles fügte sich zu einer Kinderstubenwelt. Plötzlich und mit letzter Kraft gelang es dem Fischtäuscher sich vom Antlitz des Fremden loszureißen, der auch unmittelbar in der Menge verschwand . Da fiel ihm die glucksende Seele der Ertrunkenen ein und er erschrak, wurde ganz bleich und voller böser Vorahnung tastete er nach dem Weinschlauch, der  prallgefüllt sein sollte. Er war leer. Der Stöpsel hing lose herab und auf seinen tastenden Fingern glänzten verlorene Tropfen. Abgewischte Tränen. Tränen.

Nun ist der Liebesapfel zertreten. Der Angriff der Außerirdischen findet endlich statt. Ich weine vor Glück. Der Wasserheld gießt Wein nach. Wenn ich es nun war, frage ich, der den Maler wieder zusammengeflickt hat.  Wenn ich die Adern und Nerven und Sehnen wieder zusammengeflickt habe und er deshalb überlebt hat, wenn er  also mir sein Leben verdankt. Der Wasserheld reagierte nicht. So fahre ich fort . Kann es denn sein, das einer ohne Kenntnisse und ohne Gerät eine solche Tat vollbringen kann? Möglicherweise werden einem die Hände von innen geführt. Der Wasserheld starrt an die Decke. Hat es stattgefunden? Mondtänzerisch sicher. Ab und zu hingeblickt, gefehlt, von neuem begonnen.  Die Blutung ist gestoppt . Das könnte auch bedeuten das alles ausgeflossen ist und ich nur die leere Hülle zusammengefügt habe. Oft schon glaubte ich Leben zu spüren. Zu anderer Zeit nur Leere. Der Wasserheld blickt herüber. Es gibt eine Verflechtung in der Kunst  mit der Vergangenheit des Täters. Ein verübter Mord, aber auch das Erleben eines Mordes kann bewirken, das der Künstler auf immer die Muse verliert. Ihn treibt fortan nur noch der Wille lebendiges zu schaffen. Tag für Tag erlebt er das Scheitern. Keines seiner Werke beginnt zu atmen. Mit dem Kopf nach unten hängt er an den Klippen. Er sieht die Sonne im Wasser untergehen und die Wolken rasen über die glatte  See. Die Hand des Maler huscht über das Blatt um Spuren des Glücks zu schreiben.

Der Fischtäuscher war gerade dabei einen fetten Wurm aus dem Glas zu fischen, um seine Angelrute zu spicken, als sein Blick auf die bunten Eier auf dem Tisch fiel. Da er keinen Appetit auf diese Osterüberraschung hatte,  lagen sie schon lange herum. Ihm kam der Einfall, die überzähligen Eier den Fischen als Fraß anzubieten, genauer gesagt, aus der Kombination des fetten Wurms zwischen seinen Fingern und einem Ei einen besonders raffinierten Köder zu fertigen, der ihm einen großen Barsch bringen sollte. Er stellte sich vor, wie der Barsch mit seinem Riesenmaul gierig das Ei aus dem ein Wurm hing herunter schlang und am Haken hing. Um alles zu bewerkstelligen kramte er zusammen was er brauchte. Er durchstach, das gepellte Ei mit einem Stäbchen. Den Wurm fädelt er auf und schob die Nadel durch das Ei, zog den Wurm am Faden gerade soweit, das oben noch ein Stück herausschaute, das ausreichte um ihn an den Haken zu spicken. Er löste Nadel und Faden und zog den Wurm nun ein Stück weiter aus dem Ei heraus, bis das andere Ende mit dem Haken sich in die krümelige Dotter gebohrt hatte. Dabei beließ er es. Mit Wohlbehagen blickte er auf sein Werk. Ein weißes glänzendes Ei aus dem ein fetter Wurm herausschaute. "Für den Maler" rief er. "Das sollte er malen, das wäre ein lustiges Bild". Er verschaffte sich noch weitere Köder gleicher Art und zog mit seinen Angelruten zum See. Kaum hatte er die Ruten gelegt und Glöckchen gebunden döste er ein.

Er träumt, das er auf dem Grund der See steht und nach oben blickt. Seine Gummistiefeln sind im Schlick eingesunken und haben sich festgesaugt. Mühsam setzt er das Bein voran. Er macht nur einige spärliche Schritte und bleibt stehen. Über ihm treiben die Köder an den Angelruten mit der Strömung. Der See ist unweit des Ufers schon so tief, das die Köder hoch über ihm hängen, nicht mehr greifbar und nur das Wissen über ihr Aussehen lässt ihn sie erahnen. So steht er und blickt ins Licht, das durch die Wasserfläche gebrochen ihm wie ein weit entfernte Lampe erscheint. So im Trüben stehend, glaubt er bald Zeuge eines Fanges zu werden, obwohl keine Fische zu sehen sind. Es ist ganz still. Nur das quatschende Geräusch seiner Füße, wenn er sich in den großen Stiefeln bewegt, das er aber nicht hört, da ihm ein großer Druck auf den Ohren lastet. Da erscheint von einem Male ein sehr schönes Wesen. Es schwimmt über ihm, hin zu den Ködern an den Ruten. Ihre langen Haare bedecken sie wie ein Kleid. Als sie die Köder erreicht, verweilt sie bei jedem einen Moment und er glaubt wahrzunehmen, das sie den aus dem Ei heraushängenden Wurm abbeißt und gleich wieder ausspeit. Sein maßloses erstaunen über das erscheinen eines solchen Spielverderbers  verwandelt sich in Ärger und er fährt wütend aus den Stiefeln, schnellt mit ein paar Bewegungen der Arme nach Oben und ist auch schon auf gleicher Höhe mit ihr. Er blickt hin und her, zu ihr, zu den Ködern, tatsächlich die Würmer abgebissen und sie grinst ihn an. Sie wendet sich auf den Rücken und erscheint ihm nackt. Mit eleganten Bewegungen taucht sie nach unten weg und umkreist den Fischtäuscher, lächelt dabei so süß, das sein Ärger wie wegblasen und ihm ganz warm ums Herz ist. Als sich ihre Fesseln direkt vor seinen Augen zeigen, sieht er daran kleine Glöckchen gebunden und sie klingen silberhell. Da erwacht der Fischtäuscher und wischt sich die Augen. Eine Angelrute hat angeschlagen und er ergreift sie, gibt schnell Leine, da der Fang recht kräftig zu sein scheint. So kämpft er eine Weile und zieht dann einen riesigen Barsch an Land, ganz wie er erhofft hatte. Auf dem Heimweg taucht er noch einmal  in seinen Traum ein. Wieder lächelt sie ihn an und er nennt sie fortan Ertrunkene. Als er den Barsch aufschneidet findet er in seinem Inneren eine Seele, gefangen in einem durchsichtigen Käfig. Einst saß sie wohl in der Mitte eines Brettes, das zum Wägen des Horizontes und zum Fällen der Senkrechten diente. Für ihn aber ist sie die gefangene Seele der Ertrunkenen und er wollte sie gut aufbewahren.

Schon zweifle ich, ob es die Hände des Malers waren, die das Messer zur Kehle geführt haben. Zu oft erlebe ich,  das meine Augen getrübt sind, von einem plötzlichen Juckreiz gequält, so dass ich sie reiben muss und nachher nicht mehr scharf sehe. Auch damals lag der feine Staub der Pigmente in der Luft . Möglicherweise habe ich mich in meiner Beobachtung getäuscht. Vielleicht hob der Maler einen Spatel auf und rote Farbe an seinem Hals erschrak mich. Außerdem löst der Anblick von Messern und  anderem Gerät, das zum hauen oder stechen geeignet ist, so wie auch jede Distanzwaffe, bei mir einen Anfall von Panik hervor, der mich in Starre fallen lässt. Wie kann ich da sagen, das meine Beobachtungen richtig waren. Ich sah Hände zum Hals greifen und jetzt, da ich wieder nur Hände sehe, steigt ein neuer Verdacht auf. So könnte es gewesen sein. Diese Hände sind dem Maler an den Hals gegangen. Große knochige Hände mit derber rissiger Haut. Hände, die eine Axt halten und auf splitterndes Holz einschlagen. Hände, die lange schrille Töne erzeugen können, weil sie ohne abzulassen immer  wieder draufhauen. Die Lohe schlägt  hinauf ins Ofenrohr. Die Hand, die sie füttert hält inne, dann greift sie in das Versteck zwischen den Seiten eines Buches, holt eine goldenen Uhr hervor und  wirft sie hinein. Dies sehe mir wiederholt an. Allmählich synchronisiert sich die Handlung. Sekundenweise schluckt der eiserne Schlund goldenes Uhrwerk. Jeden Moment wird feines goldenes Rinnsal sich einen Weg durch die Asche bahnen und herausfließen. Rubine kullern wie Erbsen in den Raum. Der Wasserheld wirft sich nach hinten und hält sich den Bauch vor Lachen.

Durch den unteren Rand der Jalousie bricht Licht herein . Die Flüssigkeit in der blechernen Schüssel schimmert grün. Mücken fliegen auf und nehmen wieder Platz. Ich vernehme eine Stimme . Sie schickt mich den dreckigen Gang hinab. Die Versorgungsleitungen des Sanatoriums sind mit Lehm und Stroh isoliert. Es riecht staubig und ist warm. Ich liebe eine Polizistin. Wir fallen uns in die Arme. Ein Philosoph überquert die Straße. Ich eile ihm zu helfen. Ich ziehe seine Handkarre über den Bordstein. Er verliert seinen Hut und bedankt sich. Jetzt taucht der Maler auf und will informiert werden. Ich weigere mich und er nennt mich einen Dummkopf. Der Wasserheld sitzt seit Stunden im eiskalten Wind. Beide Fenster sind weit geöffnet. Die Papierbahnen an den Wänden werden vom Wind unter blasen und bauchen. Mal stellen sie sich knatternd auf und zeigen in den Raum, dann fallen sie leise zurück.

Ich schreibe einen Brief: Sehr geehrter Herr, ich bin voller Freude Ihnen mitteilen zu können, das ich soeben den Rosenpfad betreten habe und mich nun auf direktem Wege zu heilig nüchternem Wasser befinde. Dieser Umstand macht es mir unmöglich, Ihnen weiter Gesellschaft als Rauch und Trinkkumpane zu leisten. Da ich Sie auch weiterhin als geschätzten Gast empfangen möchte, soll es  so sein, das sie ihr Rauchzeug in der Tasche lassen und nicht nach Wein verlangen. Denn es gibt nur Wasser. Allerliebste Grüße.

In dieser Nacht brannte das Sanatorium ab. Der Wasserheld rettete sich mit einem verwegenen Sprung vom Dach in den Schweinepfuhl. Nichts wurde gerettet. Der Maler, so wird berichtet, soll vor Erleichterung Freudensprünge gemacht haben. Sein Lebenswerk endlich dahin. All die Jahre hatte er die Butter aufs Brot gekratzt, damit Geld für Farben übrig blieb. Täglich ging er aufs Feld um Blumen zu holen, füllte die Schale mit Früchten, sprach mit den Frauen. So fand er seine Motive. Er malte bis spät in die Nacht. Eine dicke Talgschicht überzog den Hut, auf dem er Kerzen jonglierte. Das nervöse Licht berührte die Leinwand und teilte sich mit. Mit der Zeit aber verlor er das Zittern und die Unruhe seines Herzens. Zu ruhig tupfte er die Farbe auf den Grund. Das Herz tat ihm weh, sosehr hatte er es eingeschnürt. Seine Werke stapelten sich und verstopften die Gänge.  Stolz gesellte sich zum Scheitern und schön gemalte Landschaften bedurften keiner frierenden Nackten mehr. Ich wollte nie wieder einen Fuß in diese Räume setzen, da nur Langeweile herrschte. Doch nun hatte sich der Vorsatz erledigt. Der Rest kokelte dahin und der Frühling kündigte sich auch schon an.

Der Zornbrief ist von Hand und die Schrift brüllt vom beschmutzten Blatt. So beginnt er: Ihr erlaubt euch vom Maler  zu fordern, er solle das Leid darstellen, das Elend, den Schmerz und das Ende. Ich werde das Wort nicht aussprechen, das mir Angst macht. Ihr fordert mein Herzblut. Ich verachte euer  Begehren. Ich soll süßen Ekel unter den Firnis legen. Für euch soll ich leiden. Ihr aber tafelt. Im Fieberwahn entstand das Bild. Ich friere und die Häute jucken, dass ich mich wund kratze. Haushälter meines Leidens, ihr habt mich trickreich zur Wahrheit verpflichtet. Ich habe euch aufs Bild gebannt. Es erschüttert euch nicht. Ihr führt derbe Reden und fordert mich zum Saufen auf. Hier endet die Schrift und ich sehe die Hand, die müde die Feder beiseite legt.

Unruhig geworden mache ich auf den Weg in die Stadt. Im Morgenlicht tanze Viere im Reigen vor den heruntergebrannten Mauern. Die Wäscherin führt an, mit der Rechten den langen Rock geschürzt. Es folgt der Maler. Im Bärenfell der Fischtäuscher in den großen Gummistiefeln. Zuletzt der Wasserheld mit Tweed und Nickel. Das Grammophon wurde gerettet. Eine Polka, ja, eine schöne, schöne Polka. Mit der Hackenspitze, und voran bis an die Wand, dann jähe Kehre  und zurück das Ganze. Als sie mich erblicken, wird her angetanzt und gemeinsam umrunden sie mich. Ich lasse mich zwar gefangen nehmen, kann mich aber nicht in ihre Freude teilen. Sage, dass ich fort müsse, ans Ende der Welt, nämlich in die Stadt.

Als ich in der Stadt ankomme, sind alle Maßnahmen, die ich so sehr befürchtet hatte, bereits beendet. Alles ist nun bedeutungslos. Leer ragen die Pfosten in den Himmel. Die Beschilderung war abgenommen. An den Hausfassaden die dunklen Flecken auf der gebleichten Wand. Auch hier fehlten Schilder. Die Auslagen in den Geschäften sind ohne Bedruck. Schachteln und Ware sind wohl  platziert, aber keine Aufschrift oder Bild verrät Sinn. Alles ist ohne Farbe. Die Stadt scheint  Entwurf auf der Leinwand des Malers. Die Stadt schwindet weiter.  Eine Fassade verstellt nicht mehr die durchgezogene Fluchtlinie. Im Skelett der Stadt fächelt Wind. Er hat keine Botschaft für mich. Ich verfluche den Maler, denn er lässt alles geschehen. Ich greife zum Pinsel.

Um mich den Dingen wieder nähern zu können, muss ich zuerst das Geschwätz abstellen. Also lasse  ich die Luft aus dem Wasserhelden. Doch es reicht nicht so zu verfahren. Obwohl ich nun tatsächlich ein Ding habe, das sich schlaff und schweigsam über meine Hände legt. Ich trage die Hülle des Helden in den Garten und lege sie über die Stuhllehne. In der Tat, scheint die Unbeherrschtheit, die ich zeige, wenn ich vor einem noch nicht restlich geleerten Teller keinen Halt mache, obwohl ich satt bin, sich auch hier angesiedelt zu haben. Da ist  ein Rest der Geschichte die unbedingt erzählt werden will und obwohl es mich ärgert, da ich ja eben gerade aus dem Grunde das zu viel Geschwätz herrscht, den Wasserheld verschwinden ließ, teile ich mit was der Wäscherin widerfahren ist. An diesem Tag hatte die Zeitung groß aufgemacht mit dem grotesken Tod des Malers. Die Wäscherin trägt schwarze Kleidung . Langsam geht sie über den Hof und öffnet die Tür zum Schuppen. Bisher sah ich sie noch nie da hineingehen. Da mein Blick ihr nun nicht mehr folgen kann beschließe ich zu bemerke, das sie nachdem sie den Schuppen betreten hat eine Weile dasteht. Sie blickt auf den Boden. Diese Stapel an die Wände gelehnte Bilder hat er selbst dahinein geschleppt, bevor er endgültig fortging. Die Tücher hat sie darüber gehangen und dann den Schuppen verschlossen. Nie hat sie darüber gesprochen. Da das Sanatorium erst später aufmachte, kannte niemand die Umstände, unter denen die Wäscherin einst hier lebte und auch als sich der Maler im Sanatorium niederließ offenbarte sie nichts. Ließ sich nicht den Schrecken anmerken, den sie empfand, das es ausgerechnet wieder ein Maler ist, der in ihrer Nähe lebt. Dem sie die Wäsche macht, denn sie machte die Wäsche für das Sanatorium. Mag sein, das der Fischtäuscher etwas wußte. Gerade er, der die unglaublichsten Geschichten verbreitete, konnte schweigen wie ein Grab. Das könnte bedeuten, sie hat sich ihm anvertraut. Ich glaube der Fischtäuscher wußte, das die Wäscherin lange Zeit mit einem Maler gelebt hatte. Dieser Maler hatte keinen Erfolg. Seine Bilder stapelten sich in den Räumen und verstellten die Wege. Zudem war er ein feiger Wutkopf. Er haderte mit dem Schicksal, konnte einfach nicht lenken oder versuchte es zur falschen Zeit. Das hatte die Wäscherin all die Jahre ertragen und auch noch ein paar Jahre, in denen er trank und sie beschimpfte.  Eines Tages verließ sie ihn und er weinte und flehte, aber sie blieb hart. Nachdem nochmals Jahre vergangen waren, verschwand er schließlich aus ihrem Blickfeld und sie hörte nichts mehr von ihm. Die Zeitung zeigt heute auf der Titelseite unter der Balkenschrift das Foto, auf dem sie ihn wiedererkannte. Ohne den Text der Nachricht hätte man glauben können ein meisterlich ausgeführtes Gemälde zu betrachten. Im aufwendigen Goldrahmen war eine auf dem Stuhl sitzende Person zur Seite gekippt, blieb aber innerhalb des Rahmens, da sie durch die Wand der Kiste, die  hinter den Rahmen gebaut war, gehalten wird. Die Schusshand hängt herab und der Revolver ist von einer Kette am Handgelenk gehindert ganz aus dem Bild zu fallen.

Erst war die Stimme nur leise zu hören und ich glaubte selbst Ursprung des Brummen und Flöten zu sein. Ich lauschte. Es schien aber von draußen zu kommen,  mit leisen Sohlen und geübten Gang. Das erste Bild, das ich mir vorstellte, war das eines Jünglings, der mit Schnabelschuhen das Gras gepflügt hat und jetzt hinter der Brombeerhecke hockt und  herüber raunt.  Ich setze mich auf den Stuhl. Die Hülle des Wasserhelden ist nicht mehr dort.  Da hält auch schon seine prägnante Stimme  eine Rede an eine wichtige Gemeinde, denn er begrüßt sie mit gebührendem Ton, gestattet sich nur angemessene Gefühlsausbrüche und blieb selbst versammelt, als Füsse scharrten und über den Stühlen Stimmen durcheinander sprachen. Die immer noch klingende Grundstimme aus der Hecke schwebte mühelos über allen, schien sogar zu gründen, stelzte auf jeden fall über die Summe der Reden. Da setzt der Wasserheld wieder ein, gab sich den  Auftrag das Feld zu pflügen. Tief zog er sein eisernes Sprachgeschirr durch den nassen Boden.  Münzschätze ließ er unbeachtet liegen." Später", dachte er "später".

Fort nur fort. In die Welt. Ich werde dort allein ankommen. Wem also vertrauen. Die Gesichter der guten Menschen studieren? Die habe ich noch  nie malen können. Wenn sie mich anblicken fühle ich nur eines, sie erkennen mich, sie erkennen in mir ihren Feind. Panik. Sie werden mich vernichten. Die Guten achten auf Reinheit. Ich habe unreine Gedanken. Aber da sind  ja noch die Schlechten. Die kann ich besser malen. Besonders die hämisch grinsenden Fratzen. Die fühle ich meinem Charakter  nahe.

Durch den eiskalten Regen sind meine Finger gefroren und steif.  Ich versuche den Deckel von der Farbentube zu drehen und schreie. Ich bin gereizt und ungeschickt. Der Pinsel fällt mir  zu Boden und ich verschmiere die dreckige Farbe auf der Leinwand. Heftige Kopfschmerzen und wieder Wutschreie. Mit Haaren Butter aufnehmen, so ein Blödsinn. Ich schmiere mit den Fingern. Aber es gerät zur gefühllosen Kante. Dabei wollte ich die Farbe galant absetzen, um Kontur und trotzdem Öffnung zur Fläche zu haben. Als baue sich ein Eisentor zwischen Wollen und Können und als wolle ich es mit dem Pinsel einreißen fechte ich wütend Angriff nach Angriff taub für alles und hohl und nirgendwo Zuhause.

Die Hände auf meinen Schultern habe ich nicht dort hingelegt. Wie auch, da doch die Fingerkuppen zur Brust gerichtete sind. Ich greife danach, meine Arme kreuzend, und spüre die zarten Finger der Ertrunkenen. Sie greift tröstend nach meinem geschundenen Kopf, kühlt mir die Stirn und wiegt mich im Gesang. Doch finde ich Ruhe? Der Fischtäuscher wird sie schon vermissen, denke ich, und Scham überfällt mich. Ich fahre fort mit der Betrachtung meines Bildes. Mein Blick berührt den Horizont und bemerkt den dürren Ast, der dort als ungewollter Pinselstrich die Angelrute verdeckt. Der Ast bricht ohne Geräusch und fällt ins Wasser. Sofort schwimmt ein Schwan zu der Stelle und als ich ihm das höchste Weiß in die Schwinge gemalt habe, hebt er ab, mit behäbigem Flügelschlag. Der Wasserheld richtet sein Fernglas und schaut von der Höhe des Turmes auf das bewegte Bild. Wind fächert das Schilfrohr und von einemmal huscht der Pinsel mit Lust über die  Landschaft auf dem Brett.

Heute beginnt es damit, das der Wasserheld auf der Heimorgel die Sibirische Schlittenfahrt spielt und der Maler im Schuppen  unter den Augen und dem Gegacker der Hennen versucht einem Heiligen seine Wunden anzutragen. Der Wasserheld hat entschieden eben jetzt einen hohen Festtag in den Kalender einzufügen und zu begehen. Wenn er beschließt, das ihm der Raum als Festplatz nicht mehr genügt, wird er das Fest an anderer Stelle fortsetzen. Jetzt hat er sein inniges Orgelspiel beendet . Er streift das verschwitzte Hemd vom Leib. Er taucht den Lappen in den Topf mit Wasser, der seinen Platz auf dem Herd hat und wäscht sich bedächtig. Noch ruht er in der Gewissheit jetzt am richtigen Ort zu sein. Die Paradeuniform hängt sauber und geglättet  an der wand. Der Säbel aber liegt wie hingeworfen und vergessen im Taubendreck. Seit das Sanatorium abgebrannt ist wohnt der Wasserheld im Wasserturm, den der Krieg durchlöchert hat und so hat er Fenster bekommen. Kleine  Einschusslöcher brechen den Strahlengang des Lichtes.  Sind die großen Öffnungen verhängt erscheinen am hellen Tag Sterne unter der Kuppel. Einige Öffnungen taugen als Scheinwerfer. Waghalsig auf Leitern und Planken nutzt der  Wasserheld die Vielfalt und gestaltet das Licht nach Lust und Laune. An manchen Tagen bewegt er sich besonders vorsichtig und langsam, hat Mühe dem Licht zu folgen und sein Arbeitsgerät nachzurücken. Pedantisch richtet er sich im Lichtkegel ein und sitzt nach einer Weile schon wieder im Schatten. Gehorsam folgt er der Bahn des Lichtes, vermerkt Stand und Zeit auf dem Boden. Frische Einträge sind zu erkennen, während ältere durch seine Füße verwischen. Da er stets den Bahnen folgt ist der Raum durchzogen von gekehrten Wegen, daneben häuft sich der Dreck. Ein Schwall Worte fällt in die Stille und scheucht durch den Hall. Mit seinen verhornten Fingerkuppen dreht er den Knopf des Empfängers und sucht in den Wellen, übergeht sie gleitend, bleibt hängen am Staccato eines Geräusches, lässt es zischen, quietschen, brummen. Er verschluckt das Geräusch und stülpt Worte darüber. Er nutzt seine Stimme, unterbricht sich selbst beim rezitieren, fügt Kommentare und Floskeln dazu, vermittelt zwischen dem ernsten sagen. Hätte er einen Sender würde sein Programm zurückschicken zu den Wellen.  Als schlage er in die Riemen, hockt er über den ankommenden Wellen, duckt sich nicht vor der Gischt sondern blafft schräg ran. Hat er den Einen verhauen streichelt er den Nächsten. So schwingt er sich von Hackstück zu Hackstück, lässt splittern und krachen. Allmählich baut sich eine bedrohliche See auf. Helle schrille Töne stechen dazwischen. Blubbernde Bässe halten den Pott tief. Da reckt er den Arm  nach oben und grüßt die Flieger. Sieben Jungs an Bord. Heilige Zahl. Noch einmal taucht er den Lappen ins Wasser und steigt frisch in die Wäsche. Er nimmt die Uniform vom Nagel und schüttelt sie aus. Als er sie übergezogen hat, nimmt er den Säbel. Da steht er nun weiß und gold und wild.

Im fernen Amt gedachte man dem Wasserhelden auf andere Weise. Hier war er bekannt als der Notnagel der neuen Therapie. Seine letzten Anträge hatten den Lauf durch die Stuben und über die Tische hinweg schon vollbracht und lagen jetzt  abgesegnet zur Unterschrift bereit. Keiner der Herren, die sonst mit Sucht und Verrücktheit befasst waren, wollten das Feld betreten, welches da nett eingezäunt und zum gießen bereit von höchsten Stellen sorgfältig geplant und angeordnet, auf den Gärtner wartete. Man fand einfach keinen Seelenkundler, der bereit war, das wecken kreativer potentiale aus seiner Therapie herauszunehmen. Die von ihnen Geheilten stellten zwar  keine Gefahr mehr dar, ließen sich aber von nun an schamlos vom Amt als Künstler alimentieren. Auch jene, die den Beruf professionell ausübten litten unter der Marktlage, zumal die Galeristen hilfsweise Philosophen an Stelle der Künstler unter Vertrag nahmen. Nur die waren bereit die Kunst zur Endkunst zu formatieren und die Ergebnisse auf den Großveranstaltungen zu präsentierten. So wuchs dem Amt eine Schar brotloser Künstler zu. Das Amt übernahm bereitwillig die Argumentation der Philosophen und erklärte die Künstler nun zu Kunstsüchtigen. Dies hatte zu Folge, das eine Therapie hermusste, die von dem Drang heilte Kunst herzustellen, da der abhängige Künstler nicht mehr in der Lage schien, sein brotloses Gewerbe übergangslos liegen zu lassen und einer anderen Arbeit nachzugehen. Es gab auch Fälle, in denen sich Malerfürsten weigerten ihre Schlösser zu verlassen und in Wohnungen umzuziehen, die das Amt ihnen zugestand.  Da es  voraussehbar war, das die Kunstsüchtigen unter dem harten Entzug leiden würden und Selbstmorde nicht auszuschließen waren, konnte man ihnen erst nach erfolgreicher Therapie eine neue Arbeit oder eine neue Wohnung zumuten. Als der Wasserheld, ein aufmerksamer Leser und interessiert an Umbrüchen, Wind bekam von der Not des Amtes,  bot er sich an, unter falschem Namen und durch Vorlage eines Konzeptes, das er durch schlichtes umschreiben von klassischer Literatur erfand, in seinem Sanatorium, zur Zeit abgebrannt, die Kunstsüchtigen zu therapieren. Gelder für den Wiederaufbau beantragte er gleich mit. Die Herren der Zunft heulten auf, konnten aber  nichts ausrichten und so wurde der Wasserheld der vorerst Einzige, den man damit betraute, Süchtige von dem Drang zu befreien Kunst zu schaffen.

Die Eingewiesenen verteilte der Wasserheld bei den Bauern der Gegend. Einige besonders hübsche in der Nähe. So konnte er, wenn er wollte, ihnen das melken der prallen Euter vorführen. Er teilte dieses spezielle Können mit dem Fischtäuscher, der aber stets zu kurz kam und nur gelegentlich mit einer Hübschen gemeinsam in die Zitzen griff. Da er ein Tüftler ist und es ihm eine große Herausforderung erschien, die ihm auch Lust versprach, beschloss er eine Attrappe zu bauen, die als Kuh durchging, auch beim melken. Lange dauerte es nicht, denn die Arbeit ging ihm stets flott von der Hand, da stand eine prächtige Kuh in seiner Stube und wartete auf ihren Einsatz. Eines Tages endlich wurde der Bauer krank und der Fischtäuscher bot sich an die Kühe von der Weide zu holen. Bis auf eine, die er dort selbst melkte, dass sie ihn nicht durch ihr Gemuhe verrate, und zurückließ. An die freie Stelle hatte er seine gestellt und kroch bevor die Melkerin kam hinein. Die Lage, die er einnehmen musste, um seinen Stab in einer Euterzitze zu platzieren, war unbequemer als beim Probeliegen. Er musste reichlich nach vorne drücken und die Hinterbacken zusammenkneifen. Für einen Karpfen hätte sein fetter Wurm wohl gereicht, so aber hat er Sorge, dass er überhaupt zwischen die Finger der Melkerin geriet und er ohne Gewinn sein enges Versteck verlassen müsste. Als endlich die Stalltür quietsche, bekam er doch noch einen stattliche Steifen und äugte durch ein Guckloch aus der Kuh hin zum hübschen Kind. Doch welch Schreck. Das Schicksal hatte es gewollt, das auch das hübsche Kind erkrankt war und so die Wäscherin zum melken eingesprungen war. Die aber war nicht zu täuschen und doch tat sie so als wäre sie auf den Leim gegangen, vorerst zumindest. Sacht rieb sie das Euter und zupfte die Zitzen.  Dann aber, als sie die Postion des eingeschmuggelten Zipfels samt der daran hängenden Eier kannte, ging sie ruppiger zu Werke, zwischendurch auch wieder sanft reibend, denn sie wollte den Spaß nicht so schnell beenden. Doch bevor der Fischtäuscher mit falscher Milch handeln konnte, packte sie ihn kräftig ins Gemächte, so dass er laut schrie vor Schmerz. Die Wäscherin stellte sich dumm und spielte einen großen Schrecken. Der Teufel ist in die Kuh gefahren, rief sie, zum Stall heraus rennend. Dem Fischtäuscher blieb nichts anderes übrig als ebenfalls zu flüchten und das schöne Werk im Stall zurückzulassen.

Viel Zeit verbringt der Maler im Hühnerstall. Sehr langsam schafft er fette Kleckse hinüber auf das Heiligenbild. Schmerz will sich aber nicht einstellen. Es gelingt ihm einfach nicht, den Heiligen leiden zu lassen. Schon grinst er ihn an. Das tat aber dem Maler weh. In seinem Kopf bohrte der Schmerz. Immer wieder sah er zum Heiligen, sooft, das er schließlich die Farben nicht mehr unterscheiden konnte und nur noch Taubenschiss wahrnahm, so grau war alles geworden vor seinen Augen. Der Heilige sah jetzt sehr seltsam aus. Seine Züge weiblich und  rätselhaftes Lächeln umspielt den Mund. Der Maler gab Ruhe und er trat ans Fenster um sich etwas zu besinnen.  Das Mondlicht spiegelt im See. Die Hütte des Fischtäuschers hockt dort am Ufer und sein Blick folgte dem Anleger, bis er wieder auf den hellen Mond traf, der  im Wasser badet.  Der Fischtäuscher hockt ganz in der Nähe in einem Erdloch unter einem Zeltdach. Er hat kräftig eingeheizt und mit den heißen Steinen Dampf erzeugt. So steht der Maler eine Weile und will die Zeit vergessen, da sie so schnell geworden ist, er überlegt auch, ob er nicht hinausgehen, die Sachen vom Leib schmeissen und zum Fischtäuscher kriechen soll,  als die Kerze auf seinem Zylinder erlischt, da sieht er, das die Erde sich geöffnet hat. Das Wölkchen Rauch verweht. Die Glut glimmt im Schwarzen.

Der Maler steht im dunklen Stall und lauscht. Neben ihm sitzen die Hennen im Stroh. Mäuse flitzen. Der Maler sucht nach einem Licht. Die Kerzenflamme brennt hoch und schon fällt ein Windhauch über sie her. Was da durch die Tür tritt und jetzt im Kerzenschein steht, ist der Fischtäuscher. Er dampft. Seinen roten Leib bedeckt teilweise das lange blondes Haar der verkehrt herum getragenen Perücke. Mit den Fingern teilt er das Haar vor seinem Gesicht um zu sehen. Der Maler starrt auf die Erscheinung und kein Gruß kommt über seine Lippen. So sehr bannt ihn das Bild, das ihm da gegenübertrat. Dieser Fischtäuscher ist von heiliger Natur, denkt er und streichelt verlegen über seinen Heiligen auf der Leinwand, der immer noch lächelt. Doch nun macht es Sinn. Dieses zarte anmutige Lächeln scheint wie zum Gruße für den späten Gast bestimmt und das ist doch der Fischtäuscher? Zwischen dessen Schenkeln wächst ein verzweigtes Gebilde aus vielen Schwänzen. "Sind das nun alle Schwänze?" fragt er den Fischtäuscher endlich zum Gruße. 
" Ja! alle Schwänze". Sie sind schlank wie Gerten, formen aber keine Rute sondern krümmen sich zu schöner Form.  Sie enden verschieden. Einige teilen sich und tragen zwei Köpfe, andere spitzen sich und erscheinen wie Pinsel.  Der Maler raunt seinem Heiligen ins Ohr. Als der Maler das Gebilde dann aus der Nähe betrachten will und sich vorbeugt wächst ihm am Kopf ein Geweih. Der Fischtäuscher will ihm aber nicht näher kommen. So sehr er sich auch müht, das kräftige Geäst aus Knochen, das seinen Kopf seit wenigen Augenblicken ziert, stößt an  die Wand, kratzt den Putz und bleibt gegenüber der Tür stecken. Der Fischtäuscher, dem das Schnauben langte, hangelt sich unter den Stangen hindurch in den Raum. Der Maler starrte die Tür an, die sich abermals öffnet und der nächste Gast eintritt. Der Wasserheld, den es nicht störte, das sich da etwas  in den Weg stellt. Er ist geübt Räume forsch zu betreten und musste somit zur Mitte des Raumes. Erst dort angelangt grüßte er.  Dies kostete den Maler einen kräftigen Stüber aufs Nasenbein. Und zu allem Pech fiel er, da das Geweih wieder verschwand, nach vorn und lädierte sich die Nase zum zweitenmal.