Freitag, 19. April 2013

36. fortsetzung "nirgendwo"





warum hatte der maler die wand gegenüber mit züngelnden flammen bemalt? "es brennt", rief die schwester. sie zog den nachtspind auf und fand das versteckte brot. sie gab es dem knaben. die zungen erhoben sich, um zu reden. ihr strenger blick lies sie verstummen. der knabe aß vom alten brot. nun lag auch seine zunge krank im bett. das fensterkreuz warf schatten. die schwester stand im kreuz und ihre haare brannten rot. die nachtlade klemmte. die zungen konnten sie nicht hören. die tauben zungen krümmten die spitze und wollten schlagen. sie schnellten über die mauer.die gestörte fliege griff wütend an. die schwester schrie schon wieder, "es brennt". die flammen züngelten im blau. es brannte nicht. ich trat ans bett. der knabe lag und weinte. vor dem bett saß der grossvater und weinte auch. ich ging weiter zur nächsten zunge. sie lag da so trocken und rissig, daß ich nach wasser suchte. ein schlauch lag auf dem boden. ich hob ihn auf und goß ins bett. die große pfüzte floß den gang hinab. da stand bald der fischtäuscher mit gummistiefeln im bach. ich muß zurück rief ich und ruderte. die zungen schwammen aber schon davon. die schwester trieb dazwischen her, das rote haar aufgefächert und wallend in der flut. "hierher ans ufer", rief er und winkte. ich hatte boden unter den füßen und stapfte durch den sumpf. "schöner maler", schimpfte ich. da war ich nun in zwei kabinetten und habe ihn nicht gesehen. am ufer trocknete die mittagssonne die kleider und brannte auf meiner haut. vom himmel herab rief mich eine stimme. "immer da, immer da", äffte der vogel nach. der fischtäuscher watete vorüber und schleppte etwas hinterher. ich blinzelte und erschuf mir in den wolken einen riesen. ich ließ ihn frei und rief ihm zu, "sag dem maler, ich käme morgen wieder an die selbe stelle". dann schnalzten mich die guten zungen in den schlaf.


"ich ging weiter zur nächsten zunge"

Mittwoch, 3. April 2013

35. fortsetzung "nirgendwo"



ich pudelte mich im waldsee mit dem förster, der nackt hineingesprungen war. sein gewehr hatte er arglos am ufer gelassen.ich beobachtet die büsche, ob sich dort die hasen verstecken. ich bibberte und wollte mich gerade einseifen, da merkte ich, ich habe keine hände mehr. die waren zu hufen geraten. da war mir war wohl ein fell gewachsen. mit den ohren scheuchte ich schon fliegen. da stand ich esel wieder im kabinett und wieherte. "was soll das?, wo bleibt er?", denn ich erwartete, die führung fortzusetzen, die so liebreizend begonnen hatte. einen so aus dem traum zu holen. ich wollte schon mit den hinterhufen die wände zertrümmern, da kam goldzahn vorbei, ohne bär, auf der schulter einen papagei. er lüftete mir den schweif, was ich mit einem furz vergalt. die puderquasten hielten sich die nasen, etliche waren in ohnmacht gefallen. goldzahn hieb mir auf's gesäß, das es krachte. "warte nur, ich zahl's dir heim", aber er grinste und kraulte mir auch die löffel. "hau ab!", ich mochte nicht zugeben, das es mir gefiel. er versteht sich auf esel, das ist klar, den er griff mir nun noch hinter die vorderbeine und krabbelte den bauch entlang. ich begann schon zu sappern, da kam endlich die hofschranze, die führung fortzusetzen, kaum verwundert, nun einen esel vorzufinden. "mein herr, dem es gefällt, als esel zu erscheinen, es steht ihnen nun frei mir zu folgen". sie klopfte dreimal mit dem stab auf den boden, das zeichen den vorhang zu öffnen und mit dem spiel zu beginnen. ein intermezzi begann, in dem barfüßige schöne breitbeinig dasaßen und gackernden hennen ein paar federn herausrissen. "so etwas gemeines", wollte ich sagen, aber mein wiehern erheiterte sie und sie liessen die hühner flattern. das gegacker reizte sie zu einer leichtfüßigen tarantella, wobei mir körbe aufgetan wurden und blumen zum schmuck. die körbe lagen mir schwer auf dem rücken. der goldzahn pfiff. "natürlich dunkelheit", dachte ich als mir schwarz vor den augen wurde. kann mir der maler nicht einfach gegenübertreten. der hofmeister zündete einige kerzen an und stellte die lichter so, daß man etwas sehen konnte. aber was war es. "wir ermuntern sie, das kabinett des malers der zungen, zu besichtigen, der maler ist nicht anwesend, er malt". "solch karge ansage, ist wohl für einen esel genug, denkt er sich". ich bleckte die zähne. "sie werden schon sehen" sagte er ungeduldig, "weitere erklärungen, sind garnicht vorgesehen". was war schon vorgesehen? ich bemühte mich wirklich und sperrte die augen auf. da sah ich einen grossen schlafsaal. nebeneinander in ihren eigenen betten lagen die zungen. schliefen sie? ich stand auf den hinterbeinen und fühlte mich ganz schlank. da mir die hände wieder begegneten, wies ich sie sofort an, mir das fell über den kopf zu ziehen und es der erstbesten zunge zu geben, auf daß sie pelzig wird. als ich kein esel mehr war, stand ich auch wieder mit kleidern da. ich lauschte, ob ich einen zungenschlag höre. nichts, alles still in den betten, oder? ja da war einer, ein schnalzender zungenschlag, recht keck, irgendwo weiter hinter. "der wird sie wecken, das wird wohl so sein". ich konnte nun besser sehen und begann mit der visite.