Donnerstag, 29. August 2013

68. fortsetzung "nirgendwo"


statt nach oben zu gehen und zu schlafen, machte ich mir gedanken. jetzt besitze ich nichts, außer einem haus, dachte ich, und habe angst, weil meine götzen daheimgeblieben sind. wie kann es auch sein, das man ein haus besitzt und sonst nichts. früher, seitdem ich mich wieder erinnere, taucht es hinter der grenze auf und wird immer lauter, hatte ich einmal sehr viel um mich herum. wo sind die silberfische?, wo die zitterspinnen?. ich suchte den boden ab, verhielt ich mich still, saß auf den frischen dielen und schnupperte die abgekühlte abendluft, die mich beruhigte, so gut. ich gestattete mir tiefer  zu atmen. wollte ich den wieder hinter die grenze zurück, diesen kram sammeln, der mir die zeit vertrieben hatte, als ich dasaß und die mitbringsel aus dem mülleimer prüfte, ob sie etwas mehr verraten. die frage drängte, weil ich zurückblickte. ich konnte die erinnerung nicht wählen, sie überfiel mich. es gab doch gar keinen grund, etwas zu vermissen, denn ich war seit meinem fortgehen unterwegs gewesen, in hemd und hose, kaum mehr. nun saß ich an einem singenden ort unter einem pechschwarzen himmel, aus dem die sterne herausleuchteten und ihre schweigende pracht mich glücklich machte, ohne das ich fragte, wieso. sollte ich jetzt wieder mit malen anfangen? wäre es dabei geblieben, das ich vergessen hatte, erstaunt und ratlos fragte, wie kommt der buchhalter dazu? aber ich erinnerte mich, wie ich früher kaum mehr platz im regal fand, die leinwände einen ganzen raum füllten, sollte ich das wiederholen, die schönen leeren räumen füllen. einstmals war ich in eine neue wohnung gezogen. die sonne fiel durchs fenster und bildete das kreuz auf dem boden. ich legte eine geöffnete schere in den gähnend leeren raum. einen moment war alles ewig, wollte unberührt bleiben. eine grüne raupe buckelt gerade die wand hoch. ich fand keinen überzeugenden grund, warum ich wieder beginnen sollte. der buchhalter hatte mich vor eine aufgabe gestellt, die mir unlösbar schien. dies hier, war bereits perfekt, jetzt wo die angst vor der leere wie weggeflogen war. einen grund konnte ich nicht verbannen, ungeprüft zu lassen, wie ist es zu malen, ohne etwas bewahren zu wollen. jetzt wo alle erinnerungen wieder zusammenflossen, sich das kaleidoskop zu füllen begann und ich mich damit aufhielt hindurchzuschauen. das naheliegende verschwand schon, da fiel mir der kopf nach vorn und ich schreckte auf, weil mir der nacken wehtat. was machte ich mir für gedanken. als ich vergessen hatte, war ich von maler zu maler gewandert, selbst als der maler mir ins ohr kroch, wollte es mir nicht einfallen, selbst maler gewesen zu sein und jetzt, da es mir einfiel vergaß ich. war ich nicht in der schule der signaturen gewesen?, hatte mich nicht kleinkerl mit schwung auf den lichtstrahl seiner taschenlampe gesetzt?  wir waren im himmel herumgestrolcht. so war es, die signaturen zu üben, auf den bestellten folien, so hatte ich mich entschieden! und traute mich nicht?, weil ich skrupel bekam?, weil ich mich erinnerte?, woher ich kam und was ich schon getan hatte. war das die angst die mich überfallen hatte, nach dem ich trieb und hier gelandet war?  es war mir klar geworden. ich schloss das buch, ich klappte das buch der erinnerung zu. ich wollte die grenze. es steht ja dort, im buch. ich fühlte mich befreit. wo sind die zwerge?, noch nicht da? ich stand auf und ging die dusche suchen. ich fand sie nicht. vielleicht ist ja ein wasser in der nähe, dachte ich und nahm pluto mit, um etwas herumzugehen.


"wo sind die silberfische?,
wo die zitterspinnen?.
ich suchte den boden ab"




Mittwoch, 28. August 2013

67. fortsetzung "nirgendwo"


etwas funktionierte nicht. ich konnte mit mir nichts anfangen, ich konnte nicht malen. nachdem ich das geschenk ausgepackt hatte, stellte ich es in die ecke und suchte mir meinen alten hut, den sie schon entsorgt glaubten, aus dem abfall heraus. so ungefähr fühlte ich mich, als tipsi mit den zwergen gegangen war und ich wieder allein im neuen haus hin und her lief. es war schon panik, die ich verspürte. ich fühlte mich wie ein dressierter pudel am diamantenen halsband. ich muß deutlich anworten, das war mir klar. wenn ich jetzt hier bliebe und den maler mimte, dann war es aus. ich vermisste die alten tapeten, die in schichten übereinander liegen, in die ich hineinpulen konnte, um zu erfahren, wie es darunter aussieht. ich vermisste die gebrauchten bettlaken, die den schweiß der letzten wochen trugen. der ganze siff ging mir hier ab. ich hatte angst zu kleckern, den boden nass zu machen, wer weiß was noch. ich war hier gelähmt, das haus hatte keine geschichte und ich wollte sie ihm nicht geben, indem ich hier alt wurde. es schnürte mir den hals zu, wenn ich an die zeit dachte, die ich hier verplempern musste, nur damit die hütte lebt. als ich wieder luft bekam, fiel es mir vor die füße, na klar, hier muß leben her, hier müssen bewohner her. was für ein wandel. mäkelte ich vorhin noch herum, "hoffentlich nicht die ganze bande..", hatte ich eingewandt, als der zwerg auftauchte, war ich jetzt ganz und gar anderen sinnes. die zwerge sollten her und das haus auf den kopf stellen, ohne mich, ich würde abreisen. irgenwann komme ich mal wieder her. ist ja mein haus, und hoffentlich erkenne ich es nicht wieder. ich übertrieb, aber der grundton stimmte. "ich werde tipsi anrufen" und ich das tat ich schon nach einer halben stunde. sie war gerade mit nepomuk angekommen, sie atmete, wie man atmet, wenn man zum telefon geeilt ist, "hallo, tipsi", "ja was ist denn, punkt karo", "du hälts mich jetzt sicher für verrückt, aber ich reise ab", "wieso denn das", "ich habe einen koller", "war zu befürchten, eigentlich, alles neu, nicht wahr?", "ja, tipsi, du verstehts mich, aber ich werde schon irgenwann wiederkommen, nur jetzt muß ich erst einmal fort und ich habe da eine idee, wie wäre es, wenn du den zwergen erlaubst in meinem haus zu wohnen und zu feiern. sie werden schon nicht das haus abbrennen, aber es muß etwas leben rein. ich kann das nicht!". tipsi schwieg und ich fragte nach, "bist du noch da?". "ja!, ich habe überlegt. wenn du einverstanden bist, daß die zwerge ins haus können, wird es sie sicher freuen und ich glaube nepomuk wird schon darfür sorgen, das es nicht aus dem ruder läuft, schon wegen der zwergin. wann willst du weg?". als ich angerufen hatte, wollte ich sofort, aber jetzt wo alles gesagt war, fiel last und panik von mir ab und ich sagte, "mal sehen, ich sage bescheid, oder, ist auch nicht nötig, ihr merkt es ja schon. wenn du nur die kerle erst einmal begleiten  würdest. sie können sich dort aufhalten, wo wir nepomuk entdeckt haben, im haus am eingang. das haus in dem ich male, schließe ich besser ab und das haus in der mitte wegen der reisekammer auch". ich merkte selbst, das ich ohne panik, garnicht mehr so freizügig dachte, wie zuvor, aber so schien es mir jetzt vernünftig. ich gewann zeit, behielt zwei häuser und lieh eines den zwergen. tipsi, sah das auch so und war einverstanden. lana würde mich ja ohnehin verstehen, da war ich mir sicher.



"hallo, tipsi",
"ja was ist denn punkt karo",
"du hälts mich jetzt sicher für verrückt, aber ich reise ab"




Sonntag, 18. August 2013

66. fortsetzung "nirgendwo"


"punkt karo, besuch, frau tipsi ist vor der tür, an ihrer seite zwerg nepomuk", tönte es durch den raum und weckte mich, denn ich war beim kritzeln eingenickt, hatte die zeichnungen noch auf dem schoß. da klopfte es auch schon an der tür. "hey, punkt karo, erkenne dich kaum wieder". "hey, tipsi", grüßte ich zurück, "du siehst aber auch ein wenig anders aus", untertrieb ich, denn tipsi, die vor mir stand, im bunten mohnblumenkleid, mit kettchen am handgelenk und schellen an den fesseln, war mir vollkommen neu. "schönes kleid und so..", haspelte ich ein kompliment hinterher. "also, punkt karo, ich will gleich sagen, weshalb ich hier bin, und bitte sieh nepomuk nach, das er sich, ohne zu fragen, hier aufgehalten hat, nicht wahr nepomuk". sie blickte ihn liebevoll an und nepomuk knickste die beine zur seite und verschränkte wieder die hände über den knien, diesmal ganz sanft. "aber, da ist noch etwas ganz wichtiges", sagte tipsi und erwartete meine aufmerksamkeit und ich gab sie ihr. "der nepomuk war nicht alleine hier". "nicht alleine?", mir schwante schon allerei, denn ich hatte die zwergenbande ja bei frau dürr im garten erlebt, wie sie alles auf den kopf stellten. "wer war den noch hier?, oder ist er, sind sie noch hier, die anderen, alle?". "nein, so ist es nicht", beruhigte tipsi mich, "nepomuk hat jemanden kennengelernt, der zufall war es, das ihm eine zwergin über den weg gelaufen ist, im kiefernwäldchen lebt das völckchen, und er hat sich verliebt, der alte. sie sind dann hierher. jetzt fehlt sie ihm, weil er weggerannt ist ohne sie mitzunehmen". "und wo ist sie", fragte ich nepomuk, den ich ansprach, vielleicht redet er ja mal mit mir. er sah mich an und antwortete sogar, "oben, schläft", sagte er. "wo oben?". "zeige ich dir", er zupfte an meiner hose und ich folgte ihm zu dem haus, wo er vorhin, von mir und pluto, entdeckt worden war. "wo ist eigentlich pluto?", da sah ich ihn auch schon. er lag dort vor der tür und bewachte den eingang. "na, so hat sich die zwergin wohl nicht hinausgetraut", dachte ich. als er uns sah, machte er platz und ich folgte nepomuk in das haus. "oben", sagte nepomuk. wir stiegen die leiter hinauf und ich sah zum ersten mal die koje, den schlafplatz hier oben unter der lichtdurchfluteten kuppel. da lag die zwergin im bett und schlief. "schläft", sagte nepomuk und war ganz sanft, "nicht wecken", und sah mich bittend an. "ist schon gut, nepomuk, wir lassen sie schlafen und gehen wieder zu tipsi, vielleicht möchte sie einen tee, dann mache ich einen, und vielleicht gibt es kekse, am besten ingwerkekse". "gut", sagte nepomuk, "ich bleibe, geh". ich stieg die leiter wieder hinunter und ging zu tipsi. "alles in ordnung, sie liegt ihm bett und schläft, nepomuk ist bei ihr, möchtest du vielleicht einen tee?". "oh ja", sagte tipsi, "ich helfe dir!". wir tranken den tee auf dem deck und ich schaute in die ferne. schön war es hier, der blick schweifte über die dünen und ich endeckte einen hirsch, der zu uns herübersah, aber er war weit entfernt. tipsi fragte, "gefällt es dir hier?". "ja, sehr",sagte ich, "wann wurde es denn gebaut?, es erscheint wie neu". "es ist noch nicht lange her, daß richtfest war. ich war dabei und die zwerge auch. lana sagte da zu mir, "tipsi, es dauert nicht mehr lange, dann ist punkt karo soweit, daß er einziehen kann". "das hat sie gesagt?", fragte ich nach. "ja, sie freute sich für dich und als ihr die zeit zu lang wurde, fand sie einen zeitvertreib. sie hat talent zum ballett und bekam eine rolle im film, na ja und schön ist sie auch, nicht wahr, punkt karo?", schäkerte sie. dann wechselten wir das thema. da nepomuk oben geblieben war, nutzte ich die gelegenheit, tipsi nach den zwergen zu fragen, denn ich wußte garnichts von ihnen. "du weißt ja sicher von meinem mißgeschick", sagte sie, "als ich dachte die zwerge seien gebannt und ich sie erlösen wollte und als das nicht ging, sie mit einem wunsch nach ihrem abbild neu erschuf. ich will mich um sie kümmern, habe ich versprochen und sie sind mir ans herz gewachsen. auch wenn es nur lebendig gewordene tonscherben wären, wie sie sich einmal ein mensch ausgedacht hatte, bevor er sie formte. aber ich habe sie danach erschaffen, durch meinen wunsch sind sie lebendig. es gibt auf der erde aber auch  zwerge von der mutter, wie die zwergin eine ist, die oben schläft und die nepomuk, mein wunschzwerg, bewacht, zwerge die nicht der spuk der rhabarberinn sind, die nicht vom menschen kommen, denen kein wesen angedichtet wurde. sie sind gänzlich anders, garnicht mürrisch und rabauken auch nicht. "und hast du auch schon zwergenkinder gesehen", fragte ich dazwischen. "nein, weil es keine gibt. die zwerge sind jung, wenn sie geboren werden, aber keine kinder. sie werden viele hundert jahre alt. erst im hohen alter werden sie runzelig und still, und sind eines tages verschwunden, einfach so". "und wie kommen sie auf die welt?", fragte ich. "also, hör gut zu", sagte tipsi und begann zu erzählen. "in einer nebelnacht am flussdelta erhebt sich aus dem wasser die große weiße frau. sie findet sich im wasser der flüße und taucht erst auf, wenn sie ganz zusammen ist. dann schweigt alles herum und eine große stille herrscht, wie du sie dir garnicht vorstellen kannst. ganz allmählich erhebt sie sich und steht dann aufrecht im wasser, blickt zum mond und stößt einen herzzerreißenden schrei aus, alle schmerzen der welt enthält er, der schrei er weissen frau. sie ist grossbrüstig und dickleibig, hat mächtige schenkel und riesige füsse. sie watet dann, schritt um schritt an land, wobei die flut vor ihr her schwappt. dann, am ufer dreht sie sich nocheinmal zum wasser und blickt zurück, bevor sie an land geht. sie setzt die beine weit voneinander auf und geht in die hocke, dann klatscht sie sich kräftig auf die flanken, sinkt sie zu boden und ruht auf dem rücken, sie setzt die beine auseinander und öffnet sich. aus der großen höhle krabbeln und rutschen die zwerge heraus, eine nicht enden wollende schar. sie versammeln sich am strand. die große weisse frau bleibt am strand liegen, bis sie sich in nebel verwandelt und noch einmal ihre kinder umhüllt, die glimmen und funkeln, als wären die sterne vom himmel gefallen. erst wenn mit der flut das wasser heraufsteigt löst sie sich wieder darin und ist nicht mehr zusammen. erst hunderte jahre später wird sie dann wieder erscheinen. vom strand klingt nun das pfeifen und singen der alten, die holen die jungen und führen sie hierher ins wäldchen. tagelang scheint dann der wald zu träumen. wer dann hinein geht schläft gleich ein". gerade als tipsi die geschichte zuende erzählt hatte, kam nepomuk mit der zwergin zurück und wir schwiegen ersteinmal.





"aus der großen höhle krabbeln und rutschen die zwerge heraus"





Samstag, 17. August 2013

65. fortsetzung "nirgendwo"


"da ist schon jemand", sagte ich, pluto bellte. lana sah mir über die schulter und entdeckte den bewohner. "das ist doch nicht zu fassen, tipsi sollte doch auf die zwerge achtgeben". sie rief den kleinen kerl zu sich, der so tat, als würde er sich fürchten. sein schlottern war überzeugend. lana versuchte ihn zu besänftigen, "komm doch, nepomuk, der hund will dir nichts tun und wir wollen es auch nicht". der zwerg drehte sich um und tat, als schäme er sich. er stand dort mit 
x-beinen und schränkte die hände über den knien, als wolle die linke die rechte erwürgen. "hör mit dem zwergentheater auf", rief ihm lana zu und blickte ihn streng an. "wenn du uns nicht sagen willst, was du hier suchst, dann verschwinde einfach und nimm die pfeife mit, hier wird nicht geraucht!". lana öffnete das fenster und ging dem zwerg aus dem weg. pluto zog ich zur seite und ging mit ihm um die ecke. "der weg ist frei", rief lana, die aus dem fenster nach draußen blickte. das nutzte nepomuk, der alte zwerg und machte sich schimpfend auf den weg, die pfeife zwischen die zähne geklemmt. ich stand vor dem fenster und grinste lana zu, "den sind wir los. was ist das nur für ein mürrisches völkchen". "ich werde mit tipsi sprechen", sagte lana, "sie wollte die zwerge nicht herumstreunen lassen. gut, das die wichte auf der hut sind, wenn ihnen etwas passiert, wäre das furchtbar". "wer sollte ihnen denn etwas tuen?". "im dorf ist es nicht so, wie hier in dem wäldchen", sagte lana, "da schlägt einer gleich zu oder greift zum gewehr. die zwerge haben sie nicht zu gesicht bekommen, nur geschichten. tipsi sollte sie vorstellen, ein fest mit den zwergen und das ganze dorf einladen", zweifelte aber und fügte hinzu "vielleicht".  "wohnt sie denn auch hier?", fragte ich. "ja, tipsi wohnt vor dem dorf, wenn du durch das wäldchen gehst, siehst du auf der anderen seite die alte mühle. es ist etwa eine halbe stunde bis dahin. sie lebt dort mit den zwergen. willst du sie sehen?" "wenn du mitkommst, lana, ich weiß mit den zwergen nicht zu reden. ich glaube, ich habe sie bisher nur brummen und fluchen gehört. bringen sie den einen ganzen satz heraus?" "sei geduldig mit den zwergen", sagte lana, "es waren einmal stumme gartenzwerge, scherben nur, nun richte dich ersteinmal ein, komm wir gehen mal und gucken, ob du alles findest, sonst kommt was nach, direkt in die reisekammer". wir gingen um die häuser herum und sahen hinein. in einem standen rahmen mit leinwänden und das malzeug lag herum. "ich brauche aber auch folie, lana, ich habe..", jetzt erinnerte ich mich plötzlich,".. zuletzt auf folie gemalt", sagte ich und wunderte mich über den plötzliche einfall. die erinnerung kam, das vorgehen war nun ganz klar. "schreib mir auf, was du genau brauchst, und ich besorge es", sagte lana. sie schien zum gehen bereit. "begleitest du mich in die reisekammer?".  "ja!" sagte ich und wir stiegen hinab. die luke blieb offen. unten standen wir in dem kleinen vorraum. ich sah lana fragend an, sie nickte und ich öffnete die tür zur reisekammer. es folgte das begrüssungritual vom bildschirm und es erschienen die menues der angesprochenen personen. "wenn du nicht reisen willst", sagte lana, "dann schließ dein menue, dann wirst du erst wieder gefragt, wenn du erneut eintrittst". ich sah lanas liste und kannte kaum eines der reiseziele. sie waren fast alle in fremden ziffern geschrieben. "deine liste ist lang", sagte ich. "ja, punkt karo, ich bin schon rumgekommen. also, bis bald!". sie hüpfte auf einem bein auf mich zu, als übe sie schon für den nächsten auftritt im film, und küsste mich auf den mund. dann war sie auch schon durch die tür. ich schaute dumm und trottete nach oben. ich fühlte, das ein lang gehegter wunsch gerade sich zu erfüllen begann , der wunsch noch einmal zu beginnen. oben angekommen, räumte ich die farbeimer beiseite und setzte mich vor eine große leere leinwand. ich stellte mir vor, wie ich zuletzt am heiligen gemalt hatte, im dunklen hühnerstall im winter, einen hut mit kerzen auf dem kopf. "mir soll kein heiliger mehr auf die leinwand kommen!", dachte ich und sah voll entzücken die nackte lana dort erscheinen, nicht wirklich, nur als spuk und ich verwarf die idee sie auch gleich, sie jetzt zu malen. statt dessen ergriff ich eines der kleinen weissen brettchen, die neben mir lagen, um darauf zu zeichen. ich fand bei den stiften auch einen kugelschreiber und begann damit, das haus aus der erinnerung zu kritzeln, wobei immer wieder die zwerge dazwischen kamen.
                                                                              




"ich fand bei den stiften auch einen kugelschreiber
 und begann damit, das haus aus der erinnerung zu kritzeln,
 wobei immer wieder die zwerge dazwischen kamen."




Donnerstag, 15. August 2013

64. fortsetzung "nirgendwo"


lana auf erden und punkt karo betraten die reisekammer um 15 uhr. pluto wurde nicht protokolliert. "lana", sagte ich erstaunt, "die kammer hat sich aber verändert". sie lachte. ich wollte sie noch fragen, ob sie daran beteiligt war, sie und tipsi, die andere rhabarberinn, lies es aber bleiben, da ich fürchtete, daß, wenn ich sie als die rhabarberinn ansprach, sie heimweh bekommen könnte und sich entschließen würde wieder davonfliegen. lana sollte auf erden bleiben, das wünschte ich mir. lana hatte auch so verstanden und verneinte. "wir haben nur das problem mit der zeitschwankung gelöst", sagte sie, "niemand gerät mehr in gefahr zu schrumpfen. die reisekammern selbst, die hat der buchhalter bauen lassen". wir traten vor und da wurden wir erkannt. vom bildschirm auf der tür grüßte freundlich der avatar mit dem antlitz des buchhalters. "ich wünsche eine gute reise, lana auf erden und punkt karo!". danach erschienen nebeneinander zwei listen mit reisezielen. lana wählte die option, "reise mit punkt karo", und sagte zu mir, "da ist deine loft angezeigt". ja, da stand an der spitze der liste "punkt karo atelier", gefolgt von den zielen, die ich schon bereist hatte, und das war nur eines, die schule der signaturen. lanas liste hatte ich nicht angesehen und jetzt war sie nicht mehr zu sehen. ich tippte auf das ziel und die tür verschwand augenblicklich, ein öffnen war nicht mehr nötig. die tür stand dort nur noch als attrappe, als halter und umrahmung des bildschirms. wir standen zwischen blühenden büschen an der see. wir standen zwischen hagebutten und sandorngestrüpp, durch das sich ein weg fand. lana zeigte auf die wegmarke , "siehst du, hier geht es lang". dort stand unter dem pfeil auf dem pfahl "punkt karo atelier". der weg strich an den noch weit entfernten dünen entlang und bog dann hinauf und näherte sich einer hohen düne. dabei durchquerte er eine ausgedehnte senke, aus der vögel aufflogen und wieder landeten. dann sah ich ein kiefernwäldchen, das hinter den hohen dünen versteckt aufwuchs. es ragte etwas hervor, das aussah wie ein schiff auf dem trockendock, aber wie es sich heraustellen sollte, ein haus war. "ist es das?", fragte ich lana. "ja das ist das atelier von punkt karo", antworte sie und strahlte. "das ist aber keine loft, das ist ein riesiges haus", wunderte ich mich. wir waren nun nahe genug heran, daß ich es in seiner form und größe besah. es war ein langhaus, auf stelzen gestellt mit einem umlaufenden gang. um es zu halten, war es mit schrägen balken rundum gesichert. ich konnte nicht fassen, das es mir gehören soll und zweifelte laut, "das kann doch nicht mein haus sein, lana?". "doch, mein lieber punkt karo, es ist ganz allein dein haus!".  "aber wer hat es dahingestellt und wer gab den auftrag?". "na, kannst du dir das nicht denken, der buchhalter war es. du hast den maler so fürsorglich im ohr getragen und den buchhalter vor dem absturz bewahrt. er wollte dir danken und dich erinnern, das du selbst, punkt karo, der maler bist". wir standen nun beim haus und ich konnte aufrecht darunter durchgehen. es war ganz aus holzplanken gezimmert, wie ein grosses schiff, nur das kein kiel zu sein brauchte, da es nicht auf das meer musste. statt fenstern nur die aussparungen an der äußeren umlaufenden brüstungswand aus hochgestellten planken, die auf fingerbreiten abstand gesetzt waren. "da wird aber der wind durchpfeifen", dachte ich. ein dach trug es nicht, doch ragten durch das deck drei gleiche häuser, wie große kajüten ragten sie empor und überstiegen die brüstung.  das mittlere haus ging hinunter zum erdgrund.  keine tür führte hinein, in den unterbau. "das ist die reisekammer, da unten", sagte lana, "du kannst sie von innen erreichen".  wir ging zur eingangstreppe, stiegen hinauf und betraten das geräumige deck durch die ausgesparte öffung in der brüstung. pluto stand an der schwelle des ersten hauses und schaute hinein, ich stand hinter ihm und schaute auch hinein. "na vorwärts!", hörte ich lana sagen.                      
                                  




"dann sah ich ein kiefernwäldchen,
 das hinter den hohen dünen versteckt aufwuchs.
 es ragte etwas hervor, 
das aussah wie ein schiff auf dem trockendock"





Montag, 12. August 2013

63. fortsetzung "nirgendwo"


ich stieß die fensterläden auf und schaute hinaus, um zu sehen, was mich da geweckt hatte. "ein zirkus ist das", dachte ich, "die filmen ja doch!". die braven pferde trabten im kreis, von der kamera auf dem schlitten überholt, mit affenzahn, immer im kreis herum. das auge des kameramannes hinter dem sucher machte keine pause. er hob nicht die hand, das war die hand des regisseurs, die dort auftauchte und dem reiter das zeichen gab, den gaul zu einer parade auf die hinterhufe zu bringen. der reiter trug montur, eine hirschlederne und rote wadenstrümpfe, und einen hut, einen mit bändern und allerlei kram aus knochen und silber verzierten hut, den ein gamsbart überragte. den hut hielt er zum gruß in die höhe, als das sonst so ruhige tier mit den vorderhufen in der luft ruderte. jetzt erkannte ich im reiter den lindenwirt. er jodelte frisch drauflos und verschreckte ein taubenpaar, das panisch aus der linde fleuchte.  der regisseur rief, "lana, achtung, auf mein zeichen!". er hob den arm und als der lindenwirt den schimmel wieder auf alle hufe gebracht hatte, machte lana einen überschlag, der sie auf das sprungbrett brachte und von dort auf den pferderücken. sie landete hinter dem lindenwirt und brachte sich pose. sie stand auf einem bein, das andere zeigte nach hinten und stützte sich mit der hand auf die schulter des lindenwirtes. mit der anderen hand hielt sie ein weißes sonnenschirmchen hoch. sie trug ein weites gerüschtes röckchen über der karierten engen hose. da schaute sie hinauf und erblickte mich am fenster. ich winkte ihr zu und sie grüßte mit dem schirmchen. "gut! lana", rief der regisseur, nachdem die klappe gefallen war, "das haben wir im kasten". "komm doch runter", rief mir lana zu. ich packte meine sieben sachen und lies die betten ungemacht. lana saß am tisch und bestellte limonade. "für mich einen kaffee!", rief ich dem kellner zu. "lana", sagte ich, "ich habe bisher nicht gefragt, aber nun möchte ich doch wissen, wo ist den nun die loft und wann können wir hin?". "wenn du willst, sofort", sagte lana, "du schienst mir noch verwirrt und mir schien es auch besser, die toten ruhen zu lassen, nicht wahr pluto?". sie kraulte den hund und hielt ihn unter der schnauze fest, so daß sie sich innig ansahen. "da hast du wohl recht, lana, aber danach war ich noch verwirrter". ich erzählte ihr von denen mit den schnauzbärten und wie sie den kopf verloren hatten, und daß ich danach nur noch kopflose sah. lana überlegte und entschloß sich zu reden, "die mit den schnauzbärten machen uns schon zu schaffen, aber sie sind dabei, sich selbst zu erledigen, zu fürchten brauchen wir sie schon jetzt nicht mehr, es sind nur echos und sie verhallen". lana hatte sie also auch gesehen. "aber wie kommen wir nun hin?", fragte ich, "die busse fahren nicht". lana lachte, "mit dem bus wären wir eh nicht hingekommen, da fährt kein bus hin". sie zögerte kurz und sah mich an, wobei ich nicht anders konnte, als ihre hände zu greifen und festzuhalten. "ich denke, du bist nun soweit, immerhin hast du gefragt und somit willst du auch hin", sagte sie und gab sich zu erkennen. "unten im keller ist die reisekammer", sagte die rhabarberinn, die jetzt lana auf erden war, zu mir, punkt karo. 



"sie landete hinter dem lindenwirt und brachte sich pose"



Dienstag, 6. August 2013

62. fortsetzung "nirgendwo"


der bus war abgefahren. ich blickte hinterher und suchte den fahrer. ich sah nur noch kopflose und mußte mich stützen, sonst wäre ich umgefallen. lana strich mir die haare zurück und drückte meinen kopf an ihre brust. da kam ein bote angerannt, "der dreh fällt aus, der lindenhof ist abgesagt!", rief er laut. "warum?", fragte lana. "der wirt hat sich so aufgeregt, das er nur noch schreit, jetzt will er nicht mehr!". "worüber hat er sich aufgeregt?" "aus dem schwimmbad in der nähe, kommen laufend kinder herein und ärgern ihn. das läßt er nun an uns aus". er reichte lana einen zettel und lief wieder zurück. "neue termine, keine gage!", faßte lana zusammen. "soll ich es auch noch buchstabieren?", rief sie in die menge der neugierigen. "punkt, geht es wieder?". "ja! geht", sagte ich, "und wenn wir trotzdem hingehen?". ich lief los und lana folgte mir. der lindenhof lag um die ecke. von einer filmcrew war nicht zu sehen. "die sind aber schnell weg", sagte ich und lana lachte. "sind sie immer, ich zähle schon garnicht mehr". da kam der wirt und begrüßte lana mit eienm handkuß, er hatte sich wieder beruhigt. "ist für sie", sagte er und gab lana den umschlag, in den der regisseur lanas gage gesteckt hatte. der wirt rückte die stühle. "nehmen sie platz, was zu trinken?". "ja, kaffee und frühstück!". "wird gebracht!", sagte der wirt und eilte davon. da stand wieder ein kind im garten, das vom schwimmbad herübergelaufen war, um limonade zu holen. es hatte auch diesen schwimmgürtel um, über den der wirt sich erregte, das er losbrüllte, "wollte ihr mir das lokal sprengen?, das ist doch kein spaß, sowas", und zeigte auf den gürtel und piekste hinein, "verschwinde oder es setzt was!". er hatte schon die hand gehoben, da fing das kind an zu flennen und lief weg. der schwimmreif verlor luft. vorher, als er prall gefüllt war, hätte man ihn schon mit einem sprengstoffgürtel verwechseln können. er war in mode gekommen und zahlreiche kinder rannten mit ihm herum. das frühstück brachte der kellner. der wirt sass matt in der ecke. als lana den umschlag mit der gage wegstecken wollte, bemerkte sie einen anderen, der sich noch in der tasche befand. "habe ich doch vergessen dir den brief zu geben", sie reichte ihn mir über den tisch, "die anderen sind schon drüben in der loft". "war ich den solange fort", fragte ich lana. "war schon lange!", sagte sie, "sind an die hundert briefe". der brief trug meine handschrift und war an punkt karo adressiert. ich riß ihn auf und las hinein. "nein, wir haben uns nicht in der zeit verirrt, es sind die kulissen in denen wir herumirren". es folgten einlassungen über die herrschaft der zeit über den raum und dessen maß, das beliebig sein konnte, da es die zeit war, die das maß bestimmte. warum hatte ich mir briefe geschrieben. ich wußte es nicht mehr. der brief war nicht zuende geschrieben, sondern brach ihm satz ab. er klang zum schluß traurig. "ja", sagte ich, "es wurde zeit, das ich jetzt hier bin!". als wir gefrühstückt hatten, erkundigte sich lana nach dem bus und erfuhr, das der busverkehr unterbrochen war. riesenschweine waren am stadtrand aufgetaucht und ließen keinen heraus. pluto horchte auf, er hatte die schweine bereits auf dem schirm. ich fürchtete mehr die busfahrt, wenn alle fahrer kopflos wären. da wir heute nicht aus der stadt herauskamen, fragten wir nach einem zimmer. der lindenwirt hatte noch eins mit hintereinander stehenden betten, in einem schmalen raum mit waschbecken. obwohl es noch tag war, gingen wir hinauf und schliefen.  




"pluto horchte auf, er hatte die schweine bereits auf dem schirm"




Samstag, 3. August 2013

61. fortsetzung "nirgendwo"


wir waren bereit zu gehen, als es winselte. der dünnbeinige hund stand auf dem absatz und schaute herunter. "pluto, willst du mit?", fragte lana. er kam vorsichtig die treppe hinab und reihte sich unter die wartenden, die vor der tür standen, um das haus endgültig zu verlassen. bei dem gedränge, so ein gefühl hatte ich, bekam ich immer wieder einen stoß, einen knuff und "wuusch!", war wieder einer vorbei. "laß sie doch vor die tür rennen", dachte ich, "wir warten, bis wir soweit sind". das haus fluchtartig zu verlassen kam nicht infrage. also sortierten wir uns noch einmal in der warteschlange. ich stand als erster, falls gefahr auftauchte, lana hinter mir und pluto dahinter. "also", sagte ich, "hinaus!". so früh war es gar nicht mehr. "da haben wir nichts gefrühstückt und trotzdem ist es spät geworden", sagte ich und zog die taschenuhr heraus, die ich wohl einem der toten stiebitzt hatte. pluto bellte, als er sie sah. "ist ja gut, hund, hast du noch nie einen knochen angerührt?". nein, hatte er nicht, so wie er blickte. nicht nur die uhr, fand ich in meiner tasche, sondern auch ein monokel, das ich mal ausprobieren wollte, eine plötzliche albernheit hatte mich überfallen. ich wollte es nicht übertreiben, aber den blick wollte ich noch wagen. ich blickte also durch das monokel zurück auf das haus und wanderte hoch zum schornstein. just in dem moment, verließ einer der schnauzbärte auf diesem weg das haus und der andere folgte ihm. sie schwebten, einmal befreit, nach oben, ohne herabzusehen. hatten sie mich nicht bemerkt oder taten sie nur so? der rothaarige war der zweite, was es ihm ermöglichte noch etwas zu sagen. das war dem schwarzhaarigen nicht vergönnt. er hatte ja noch nicht einmal geblickt, dann hat er wohl auch nicht gehört, wie der hubschrauber herankam. plötzlich war der kopf ab. "sauberer schnitt!" rief der rothaarige und verlor dann den seinen. sie trafen das dach, kullerten über die dachrinne und schafften es noch, den eben vorgefahrenen bus zu treffen. "oh, das ist ja furchtbar!", dachte ich, "hoffentlich entstammen die herren hüh und hott, so hatte ich sie eben getauft, nicht der familie der trotzigen kopfgebährer und entspringen doppelt. in dem moment wurde meine befürchtung bildhaft bestätigt. der herausstürzende busfahrer, glich wie ein zwilling dem rothaarigen und der herbeieilende schaffner, der den bus hinten verlassen hatte, dem schwarzhaarigen. sie fanden aber die köpfe nicht, hatten sie auch nicht fallen sehen und konnten sie auch nicht finden, denn sie waren fort. sie suchten die fenster ab und riefen gemeinsam, "wenn ich dich erwische!". da traf eine wasserbombe und sie waren naß. lana sah, daß ich zauderte und nickte, als ich fragte, "der bus?". "ja!, den können wir nehmen". "laß mal, lana, der fahrer scheint mir zu aufgeregt, wir nehmen einen anderen". "wir können zum lindengarten laufen und frühstücken, haben wir doch noch nicht", sagte lana, "pluto braucht wasser!". der hund liess den kopf hängen und stand auf breit gestellten pfoten. "komm pluto, auf zur quelle!". ich warf das monokel in die luft und hoffte das es zerschepperte. es tat mir aber nicht den gefallen, sondern wurde flugs von der elster davongetragen. "na, vielleicht will sie ihre kleinen mal groß sehen", dachte ich und lachte.





"plötzlich war der kopf ab.
"sauberer schnitt!" rief der rothaarige und verlor dann den seinen"





Donnerstag, 1. August 2013

60. fortsetzung "nirgendwo"


der tag verblich. ich entfernte mich und legte mich auf einen großen stein. eine engelhafte stimme rief mich. es klang fremd und ich verstand es nicht. "akki a wera". als ich wach wurde, saß lana im sessel und schaute auf mich. sie bewegte sich nicht. ihre augen bewachten mich wie hunde. die gardinen wehten über sie hinweg und kühle luft strömte herein. ich setzte mich auf und schaute ihr beim wachen zu. sie hatte ein mit silberfäden durchwirktes kostüm an. ihr kleid, das sie am tag getragen hatte, lag ausgebreitet auf dem boden, wie ein priester. "lana", sprach ich sie leise an, "was ist?". sie brauchte eine weile, dann schloß sie die augen und senkte den kopf zwischen die arme. sie stand leise auf und kam herüber. sie berührte mich an der schulter und drehte sich weg. dabei griff sie nach hinten und fasste meine hand. sie zog und ich gab nach. ich folgte ihr. wir gingen durch die räume und kamen zur treppe. sie ging voran. auf der treppe sagte sie wieder worte in der fremden sprache. die steilen stufen erforderten es, daß sie schräg auf ihr hohen absätzen hinaufstieg, weil sie meine hand nicht losließ. ich trat vorsichtig auf, denn die bretter knarrten. die goldfarbene tapete war beschabt und verfärbte sich, als das licht von unten nicht mehr reichte, in metallisches grün. wir hatten es geschafft und waren oben angekommen. zwei kleine wandlampen aus kristall mit gebaumel gaben trübes licht. vor der tür lag ein dünnbeiniger hund und hob den kopf von den pfoten. eine gestalt löste sich aus der wand und trat uns gegenüber. sie bestand aus flatterndem stoff, nur eine hülle, ohne wesen. der hund setzte sich und erhob sich. lana zog mich heran. sie stubste die tür auf und da waren wir unter den sternen. auf dem boden hockten sie und rührten sich nicht. sie unterschieden sich kaum unter den tüchern. einige waren getrocknet, andere nur noch knochen. lana sprach fortwährend die worte, die sie beim hinaufsteigen begonnen hatte. da erschien eine helle gestalt. sie schwebte herein, die flügel bewegten sich, aber ich spürte kein schlagen und keinen wind. es trug ein tuch, in dem ein mensch lag und erstaunt zu uns hinübersah. es ließ das tuch zu boden und hüllte ihn ein, sodaß er die anderen, die schon da waren, nicht sehen konnte. lana bat "laß uns gehen". ich nahm sie an die schulter und führte sie wieder nach unten. "nimmst du mich mit?". "ja! lana, komm!", ich hörte es schon von draußen, autos. da klapperte schon der milchmann, "komm, wir wollen fort und laß uns nicht wiederkommen, ich glaube hier sind nur tote".




"es trug ein tuch, in dem ein mensch lag und erstaunt zu uns hinübersah"